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Archiv-Artikel

juniorprofessuren Junioren in der Sackgasse

Berlin will an dem Modell der Juniorprofessuren festhalten, die meisten SPD-geführten Bundesländer auch. Diese insgesamt acht Länder haben sie, anders als die CDU-geführten Länder, bereits per Landesgesetz offiziell anerkannt: die jungen Nachwuchswissenschaftler ohne Habilitationsschrift. Da die Landesgesetze vom gestrigen Urteil nicht berührt sind, haben die Juniorprofs in Berlin also bis auf weiteres Rechtssicherheit. Allerdings kann das Landesgesetz jetzt jederzeit geändert werden, denn das vom Bundesbildungsministerium geschmiedete Hochschulrahmengesetz mit seinen klaren Vorgaben ist gestern in Karlsruhe für null und nichtig erklärt worden.

KOMMENTAR VON ADRIENNE WOLTERSDORF

Berlin, im letzten Jahrzehnt in umwälzenden Maßnahmen geübt, hat sich mit seinen zahlreichen Juniorprofs schon weit vorgewagt, die Humboldt-Uni sogar als deutschlandweite Spitzenreiterin. Nun droht diesen couragierten Modernisierern eine Schlappe durch die Traditionalisten: Wenn anderswo von den Nachwuchswissenschaftlern doch weiterhin die Habil-Schwarte verlangt wird, werden sich auch in Berlin keine verschlankten Karrierewege überzeugend anbieten lassen. Das Risiko tragen in jedem Fall die Wissenschaftler selbst.

Eine ziemliche Sackgasse, denn gerade die Pleitestadt Berlin konnte mit zahlreichen JuniorprofessorInnen zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: weniger ausgeben und dennoch junges Innovationspotenzial in die Stadt hohlen. Das Karlsruher Urteil ist zwar in demokratierechtlicher Hinsicht verständlich, der Sache selbst erweist es allerdings einen Bärendienst. Tatsächlich könnte man Nachwuchswissenschaftlern eigentlich nur raten: Erst mal Winterschlaf machen, bis Bund und Länder ihre Kompetenzen ausklamüsert haben.