jil sander: wenn kapitalistenbiester denken :
Jil Sander, Urmutter des deutschen textilen Purismus, hat sich Gedanken gemacht. Das Ergebnis dieser Beschäftigung zwischen Seideprüfen und Kaschmirstreicheln lässt sich in der aktuellen Ausgabe des Modemagazins Best Fashion nachlesen: Jungs brauchen eine Schuluniform, meint Frau Sander. „Bravo, Jil!“, möchten die ausrufen, die im Label-Zwang ein Instrumentarium zur Ausgrenzung erkannt haben. Im weiteren Geplauder offenbart die publikumsscheue Schneiderin den Hintergrund: Männer, so hat sie beobachtet, kleiden sich noch immer unter aller Kanone. Kein Gefühl für Linienführung, guten Sitz und Mustermix. Anzüge tragen sie so wie Teddybären das Geschenkpapier. Hier zeigt sich einmal mehr die Gewieftheit des Kapitalistenbiestes Jil Sander: In einer 40-jährigen Studie hatten ihr die DDR-Bürger gezeigt, wie konsumgeil Entbehrung macht. Die daraus resultierende Formel der sauberen Geschäftsfrau: Eine Jugend in Uniform sei angebracht, um als Adoleszenter richtig heiß auf gute Kleidung zu sein. Aber was ist „gute Kleidung“? Kleidung von Jil Sander selbstverständlich.