in der taz vor 15 jahren: : heinrich fink und das ddr-elend
Nun schlagen die Wogen der Empörung wieder haushoch an der Humboldt-Uni, denn mit Heinrich Fink sehen viele einen Mann angegriffen, der „zur Symbolfigur gegen die Anpassung an die westlichen Verhältnisse“ wurde. Über den Charakter der Stasi- Kontakte Finks werden notfalls Gerichte entscheiden, aber hinter dem Fall wird wieder das ganze DDR-Elend von opportunistischer Flucht aus der Geschichte deutlich. Für viele Beteiligte scheint tatsächlich erst der Herbst 1989 ein Erwachen bedeutet zu haben. Am Umbruch im Herbst hatte die hauptstädtische Universität keinen großen Anteil. Es gab so gut wie keine Brücke zwischen der Opposition und den späteren Universitätserneuerern. Nur mit einem Maximum an demokratischer Energie hätte es eine Chance zur sofortigen Entfernung belasteter Verantwortlicher gegeben. Wenn Heinrich Fink für den Versuch steht, Veränderungen selbständig durchzusetzen, dann steht er auch für das unerträglich lange Mitschleppen von Altlasten. Es war nicht die Perfidie westlicher Kolonisatoren, die zur Anwendung administrativer Maßnahmen zwang, sondern der schleppende Gang der Erneuerung.
Gerade an der Sektion Theologie gab es noch in den 80ern ideologisch eifrige Dozenten und Professoren. Sie waren die Leute fürs Grobe, wenn es darum ging, die Opposition zu kriminalisieren. Fink gehörte nicht dazu, aber er saß als Direktor diesen Kollegen vor. Mit Fink kam das Sowohl-als-auch, und die Überlebenskünste und Klammerinstinkte aus alter DDR-Zeit ließen dem Erneuerungswillen oft den Atem ausgehen. Bürgerrechtler Wolfgang Templin, am 2. 12. 1991