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iPad-WochenendeDie Tafel ist gedeckt

Apples iPad ist seit Samstag in den USA erhältlich - und heimste viel Lob ein. Lange Verkaufsschlangen wie beim iPhone gab es nicht. Trotzdem ging eine Rekordzahl an Geräten über die Theke.

Stolze Besitzer einer der ersten iPads. Bild: dpa

BERLIn taz | Einmal mehr kannte der Hype keine Grenzen - und diesmal waren ausgerechnet zwei deutsche Journalisten im Zentrum des Geschehens: Der Münchner Fernsehmann Richard Gutjahr (BR) und der Berliner Welt Online-Nachwuchsredakteur Kritsanarat "Toto" Khunkham dürfen sich seit Samstag den mehr oder minder distinguierten Titel "erste offizielle Besitzer eines Apple iPad" teilen. Beide Reporter waren extra nach New York gereist, um sich gegen neun Uhr Ortszeit den Tablet-Rechner für bis zu 700 Dollar zu besorgen - und stellten ihre Erlebnisse sogleich ins Web. Der einzige Unterschied war die jeweilige Filiale in Manhattan, vor der beide gewartet hatten.

Insgesamt waren die Verkaufsschlangen zum Start von Steve Jobs' neuestem Gadget allerdings vergleichsweise kurz - in wenigen Stunden lösten sie sich auf. Der Grund: Apple hatte zuvor Vorbestellungen entgegengenommen und diesen Personenkreis bevorzugt (und beschleunigt) bedient. Das Endergebnis lautete schließlich offiziell 300.000 verkaufte iPads bis Samstagnacht. Das war weniger als mancher Analyst erwartet hatte - allerdings sollen die wirklich mobilen iPads mit eingebautem Mobilfunkempfang sowieso erst in einigen Wochen auf den Markt kommen, über deren Vorbestellungszahlen sich Apple bislang noch ausschweigt. Deutschland ist da frühestens Ende April an der Reihe.

Vor dem samstäglichen Verkaufsstart hatte es die ersten iPad-Testberichte großer amerikanischer Medien gegeben. Egal ob David Pogue von der New York Times oder Walt Mossberg vom Wall Street Journal - der Tenor war grundsätzlich positiv. Die bereits bekannten Defizite des Gerätes - seine Untauglichkeit für Flash-Videos, die fehlende Kamera oder Apples teilweise abgesperrte Plattform, bei der jede "App" überprüft wird - wurden jedoch wiederholt. Auch die Frage, ob das iPad konkret in den Markt passt, ob also zwischen Smartphone und Laptop noch Platz ist, kam mehrfach in den Artikeln vor - sie wird sich wohl erst nach einigen Verkaufsmonaten beantworten lassen. Einige Kritiker bemängeln auch Größe und Gewicht des iPad: Die knapp 700 Gramm werden die wenigsten Benutzer stundenlang in der Hand halten können. Spezielle E-Reader wie Amazons "Kindle" sind leichtgewichtiger.

Im Internet lief unterdessen eine Art kollektive La-Ola-Welle zur iPad-Begrüßung ab. Die nutzergenerierten Verrücktheiten um das neue Apple-Gerät kannten keine Grenzen - von zahllosen "Unboxing"-Sequenzen, die aufgrund der diesmal sehr einfachen Verpackung eher unspannend waren, über Schlangen-Wartevideos bis hin zu iPad-Zerstörungsorgien in mehrfacher Ausführung.

Auf Inhalteseite tat sich über das Wochenende ebenfalls einiges - mehr als 3.000 für das iPad optimierte Anwendungen sollen laut dem Portal "AppShopper" inzwischen verfügbar sein. Auch die Tauglichkeit des iPad als angeblichem Retter der Medienindustrie lässt sich nun erstmals prüfen. Die bislang verfügbaren US-Magazine haben die Möglichkeiten des Tablet-Rechners indes unterschiedlich gut in ihren Angeboten aufgenommen, wie ein Video-Überblick des Designers Brad Colbow zeigt.

So nutzt etwa das der schwedischen Bonnier-Gruppe gehörende Wissenschaftsmagazin Popular Science einige der neuen grafischen Möglichkeiten gut, während das Conde Nast-Lifestyle-Produkt GQ zu viel Gezoome benötigt und sich sonst eher Web-artig gibt. Das Nachrichtenmagazin TIME wiederum ist zwar gut gestaltet, erwartet von seinen Kunden allerdings, dass sie jedes Heft für 5 Dollar pro Ausgabe einzeln erwerben; zudem kommt das Magazin unverständlicherweise als jeweils eigenständiges Programm, was den Bildschirm des iPad schnell füllt.

Aus Deutschland hat bislang nur der Springer-Verlag Preise für die iPad-Versionen seiner Zeitungen Welt, Welt Kompakt und Welt am Sonntag genannt. Die Manager geben sich dabei äußerst hoffnungsfroh: Bis zu 30 Euro im Monat wollen sie für die Digitalausgaben ihrer Printtitel im Monat verlangen. Apple-Experte John Gruber glaubt nicht, dass sich die Hoffnungen der Verlagsriesen auf eine neue Cashcow erfüllen. "Ich bin mir nicht sicher, wer nach den Vorstellungen von Time fünf Dollar pro Woche für eine jeweils neue Time-App ausgeben soll. Mein Tipp: Sein Name lautet Joe Nobody."

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1 Kommentar

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  • A
    Andreas

    Was für ein kritikloses, belangloses Geschwalle. Dafür keinen Bericht über Journalistenerschießungen im Irak. Bravo, taz!