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Archiv-Artikel

hugh grant will menschenfleisch essen „Terribly sorry, Brad!“

Hollywood will den Kannibalen von Rotenburg verfilmen. Das ist kein Skandal – aber eventuell zum Kotzen

In Peter Greenaways Film „Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber“ zwingt eine Frau ihren Mann zum Kannibalismus. Auf einer Totenbahre serviert sie – hübsch dekoriert mit Petersilie und Möhrchen – den kross gebratenen Leichnam ihres Geliebten. „Versuch den Schwanz“, fordert sie unter vorgehaltener Pistole ihren Mann auf. „Er ist eine Delikatesse.“ Sie muss es ja wissen.

Greenaways Film ist Kunst. Das heißt, sein Bezug zur Realität bleibt dem Betrachter überlassen. Wenn jetzt – so wie es gestern durch die Presse geisterte – Hugh Grant einen 42-jährigen Kannibalen darstellen will, der übers Internet ein Opfer gesucht hat, das er häppchenweise essen kann, und Brad Pitt die Rolle des Ingenieurs aus Berlin übernimmt, der gemeinsam mit seinem Totschläger am Abend vor der Tat sein Geschlechtsteil verspeist, ist das Hollywood. Je größer der Skandal, desto höher die Aufmerksamkeit für seine Stars. Der reale Star Meiwes ist insofern eine perfekte Vorlage für den Leinwandstar Grant, der seine Rollenschublade verlassen will: Hugh, in klassischer Schüchternheitpose, fährt sich mit der Rechten durch die Wuschelfrisur, greift mit der Linken an Brad Pitts Gemächt, sagt: „Terribly sorry“, und sticht zu. Dazu Brad Pitts Lenden in Nahaufnahme.

Die Reaktion auf Penisverspeisung in Hollywood oder sonstwo könnte trotzdem ähnlich sein wie die des Diebs. Noch bevor er einen Happen nimmt, muss er sich übergeben. JUDITH LUIG