hochschultarife : Konsequenter Schritt
Der rot-rote Senat verschärft die Gangart: Nachdem er selbst aus den Arbeitgeberverbänden ausgetreten war, um so leichter Lohnkürzungen bei den Beschäftigten im öffentlichen Dienst durchzusetzen, zwang er nun auch die Unis zu diesem Schritt. Weitere landeseigene Unternehmen könnten folgen. Für die Betroffenen mag das unangenehm sein, insgesamt ist das Vorgehen aber konsequent.
Kommentar von RICHARD ROTHER
Denn wenn Kindergärtnerinnen und Bezirksangestellte auf Lohnzuwächse und Weihnachtsgeld verzichten sollen, wie es der Senat anstrebt – warum soll dann ein wissenschaftlicher Mitarbeiter oder eine Bibliothekarin an Hochschulen, die ebenso am Tropf des Landes hängen, von Tariferhöhungen profititieren?
Das Argument der Unis, dass gerade bei den Leistungsträgern des Wissenschafts- und Wirtschaftstandortes gespart werde, sticht jedenfalls nicht – selbst wenn man bedenkt, dass möglicherweise qualifizierte Wissenschaftler andere Städte vorziehen, weil sie dort ein paar Euro mehr verdienen. Entweder das Land ist pleite, dann müssen alle – auch an den Unis – sparen, oder es kann sich Lohnerhöhungen für alle leisten.
Im Übrigen eröffnet die Tarifautonomie den Betroffenen die Chance, sich zu wehren. Wollen sie die Verbandsflucht der Unis ad absurdum führen und die Übernahme des bundesweit geltenden Flächentarifvertrages auch für Berlin durchsetzen, müssen sie dafür eben (arbeits)kämpfen. Das ist ihr demokratisches Recht. Wahrscheinlich haben sie aber dabei nicht nur den Senat gegen sich, sondern auch einen großen Teil der Bevölkerung, die schon jetzt unter der Sparpolitik leidet.