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Archiv-Artikel

hochschulfinanzen Sarrazin rechnet zynisch

Ein Blick in die Frankfurter Allgemeine Zeitung vom vergangenen Donnerstag dürfte den vier Hochschulpräsidenten reichen, um zu erfahren, was sie aus der Finanzkasse des Landes zu erwarten haben: nämlich nichts. Hat sich doch dort ein gewisser Dr. Thilo Sarrazin aus Berlin in einem Leserbrief über die Themen Bildung und Geld dahingehend ausgelassen, dass mehr Zuschüsse für Bildungseinrichtungen deren Strukturprobleme nicht lösten. „Das ständige Geschrei nach mehr Finanzmittel interpretiere ich auch als die Flucht vor den eigentlichen Problemen“, poltert der Finanzsenator. Was er sagen will, ist: Die Damen und Herren sollen sich lieber auf den Hosenboden setzen und büffeln.

KOMMENTAR VON ROLF LAUTENSCHLÄGER

Weniger Schaum vor dem Mund stünde dem Senator in der Sache an. Geht es doch bei dem Mehrbedarf der Universitäten ab 2010 nicht nur um Planungs- und Qualitätssicherung – sondern um deren schlichte Existenz. 15.000 Studienplätze weniger als Perspektive und schlechte Aussichten auf einen neuen Hochschulvertrag würden für den Universitätsstandort Berlin den zweiten massiven Einschnitt nach 2000 bedeuten. Es wäre zugleich das Ende der Bildungsreform mit einem breiten Hochschulangebot aus den Zeiten der sozialliberalen Koalition.

Mehr noch ist die Weigerung aus dem Hause Sarrazin, die 160 Millionen Euro jährlich zuzuschießen, ein zynischer Akt. Denn nicht die Hochschulen haben sich in den letzten Jahren als Geldverbrenner (siehe „ständiges Geschrei“) betätigt. Es war das Land, das seine Zuschüsse abgesenkt hat. In der Folge fielen Stellen für Professoren und wissenschaftliche Angestellte, Studienplätze, Einrichtungen und Forschungsschwerpunkte weg. Was daraus entstand und weiter entsteht, kennt man unter dem Namen „Bildungsnotstand“.

Der Senator, der von sich behauptet, die vier Grundrechenarten zu beherrschen, sollte das mal zusammenzählen. Vielleicht gibt ihm das Ergebnis zu denken.