heute in hamburg: Kein Kapitalismus?
taz.salon Ulrike Herrmann von der taz über die Krise der Ökonomie und verkannte Klassiker
Der Kapitalismus hangelt sich von Krise zu Krise: von der Asien-Krise 1997 über die Dot.com-Krise des Neuen Markts 2000 und die Finanzkrise 2008 bis hin zur Euro-Krise, um nur die jüngsten zu nennen. Dabei hatten die Vertreter des wirtschaftswissenschaftlichen Mainstreams, der Neoklassik, gerade vor der jüngsten Krise verkündet, mit den Krisen wäre es ein für alle Mal vorbei.
Doch gerade die hyperkomplexen Finanzprodukte, die das Mirakel einer ewig stabil wachsenden Wirtschaft vollbringen sollten, waren der Sprengsatz, der den Finanzboom kollabieren ließ. Banken wurden mit hunderten Milliarden Euro von den verachteten Staaten gerettet, die Banker-Boni von den Steuerzahlern eingetrieben.
Es scheint an der Zeit, die Theorie, die diese Krisen nicht vorausgesehen hat, einer Revision zu unterziehen. Ganz im Sinne von Bundeskanzlerin Angela Merkel, die die in Lindau versammelten Nobelpreisträger der Wirtschaft 2014 fragte, „woran es gelegen hat, dass manches, was wir in unseren Statistiken und Prognosen angenommen haben so schwer neben der Realität lag?“ Diese Revision hat taz-Wirtschaftskorrespondentin Ulrike Herrman in ihrem jüngsten Buch mit Blick auf die wahrscheinlich bekanntesten Ökonomen überhaupt vorgenommen: Adam Smith, Karl Marx und John Maynard Keynes. Merkwürdigerweise, das ist Herrmanns These, hat die Volkswirtschaftslehre viele ihrer Erkenntnisse verballhornt oder vergessen.
Adam Smith schrumpft für diese mit seiner „unsichtbaren Hand“ zum Apologeten eines unregulierten Marktes. Marx gilt wegen seiner Aussagen zur Verelendung der Massen und zum unausweichlichen Klassenkampf samt Sieg des Sozialismus als obsolet. Und Keynes wird zwar angerechnet, dass er die Weltwirtschaftskrise von 1929 erklärt hat, gilt aber seit der Inflation Ende der 1970er-Jahre, die ihm in die Schuhe geschoben wurde, als von gestern.
Was wir in der heutigen Situation von den drei Forschern lernen können, diskutiert Ulrike Herrmann mit taz-Redakteur Gernot Knödler.
taz.salon: 19.30 Uhr im Haus 73, Schulterblatt 73, Eintritt frei
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen