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Archiv-Artikel

heute in bremen Die Collagen des Kritikers

Manfred Sack zeigt in der Villa Ichon seine Architektur-Phantasien

taz: Herr Sack, Sie haben als „einer der profiliertesten deutschen Architekturkritiker“ Eingang in Nachschlagewerke gefunden. Was fällt Ihnen qua Amt zu Bremen ein?

Manfred Sack: Da muss ich leider passen, ich habe mich nie so intensiv mit der Stadt beschäftigt.

Das ist auch eine Aussage.

Ja. Offensichtlich hat mich nichts besonders gereizt.

Sie collagieren Personen und Architekturen, erstere gern auch weiblichen Geschlechts und unbekleidet. Hat man nach fast 40 Jahren bei der „Zeit“ mal Lust auf Provokation?

Es geht mir mehr um den Jux. Wie ein kleiner Junge sitze ich da und schnipple Figuren aus, das war gar nicht zum Veröffentlichen gedacht. Ich denke mir eine Szenerie, und je komischer und blöder sie ist, desto mehr reizt es mich. Es gibt ja diese aseptische Architekturfotografie und andererseits die von mir sehr bewunderten Reporterfotografen. Genauso wie letztere geht es mir um die Belebung von Orten.

Ihre Figuren wirken so ein bisschen dahingeschmolzen à la Dalí. Ist der für Sie eine Referenzfigur?

Nein. Es sind wirklich nur alberne Lockerungsübungen, ohne Hintergedanken. Ich brauchte das, weil ich nach meinem Wechsel zur „Zeit“ das Schnellschreiben verlernt habe. Und wenn es dann mal hakte, hatte ich eine gute Abwechslung. So hat das angefangen.

Nichtsdestoweniger haben es Ihre Arbeiten zu musealen Weihen gebracht, etwa im Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt. Was suchen die Leute in Ihren Bildern?

Mich hat anfangs auch überrascht, dass die Betrachter nach besonderen Zusammenhängen und Anspielungen gesucht haben. Aber inzwischen kann ich das verstehen: Man ist eben neugierig. Fragen: Henning Bleyl

„Personen und Possen“, Eröffnung: 19.30 Uhr in der Villa Ichon