heute in bremen : Man will zeigen: „Die gehören dazu“
Das Friedensforum protestiert gegen den Bundeswehr-Empfang im Rathaus
Herr Drewes, sind Sie sicher, dass der Bundeswehr-Empfang heute auch stattfindet?
Hartmut Drewes, Bremer Friedensforum: Wir haben uns das, im Gegensatz zu vor zwei Wochen, diesmal bestätigen lassen.
Wer wird denn dort zu Gast sein?
Leute aus der Wirtschaft und aus dem zivilen öffentlichen Leben, mit denen das Militär gute Beziehungen pflegt. In den letzten Jahren haben wir zum Beispiel Hans Koschnick mit seiner Frau gesehen, die ja die Militärfregatte „Bremen“ getauft hat.
Warum soll die Bundeswehr nicht ins Rathaus einladen?
Dann könnte genauso gut die Schornsteinfeger-Innung ihren Empfang dort abhalten. Ins Rathaus gehört höchstens der Empfang des Bürgermeisters – und der war schon. Man lässt die Bundeswehr trotzdem da rein, um im Bewusstsein der Bürger deutlich zu machen: „Die gehören dazu.“ Genauso, wie man angefangen hat, Gelöbnisse an öffentlichen Orten stattfinden zu lassen. Das zeigt, wie stark die Militarisierung fortschreitet.
Hat das nicht eher mit dem starken Rüstungssektor in Bremen zu tun?
Sicherlich auch. Seitdem Henning Scherf den Generälen zum ersten Mal das Rathaus überlassen hat, ist die Rüstungsproduktion in Bremen stark gewachsen, genauso wie die Rüstungsproduktion insgesamt. In Bremen werden von Firmen wie OHB, STN Atlas, der Lührssen-Werft oder Rheinmetall neben Flugzeugen auch viele elektronische Komponenten für die Steuerung von Raketen, Militär-U-Booten und -Hubschraubern gebaut.
Interview: Christian Jakob
Mahnwache, 10.15 Uhr, Marktplatz