heute in bremen : „Wir brauchen eine öffentliche Bahn“
Das Bündnis gegen die Bahnprivatisierung ruft für heute zu Protestaktionen auf
taz: Herr Meyer, warum ist Ihnen die Bahn-Privatisierung ein solches Anliegen?
Wolfgang Meyer, Privatisierungsgegner: Ich finde es einfach wichtig, dass jeder auch ohne Auto überall hinkommt, dass sich auch arme Menschen Bahnreisen leisten können, dazu gehört eine öffentliche Bahn.
Aber die Bundesbahn-Zeiten sind längst Vergangenheit und billig sind jetzt auch nur die Internet-Schnäppchen.
Es stimmt, dass die Bahn nicht besonders billig ist, aber der Bund könnte, wenn er wollte, darauf Einfluss nehmen.
Sie glauben, dass es noch teurer wird?
Ja. Außerdem befürchten wir, dass weitere Strecken aufgegeben werden, weil sie sich wirtschaftlich nicht lohnen.
Aber im Regionalverkehr sorgen doch gerade die privaten Bahnen dafür, dass noch das letzte Dorf erreicht wird. Und teurer sind sie auch nicht.
Die privaten Bahngesellschaften haben den Vorteil, dass sie niedrigere Löhne zahlen können. Das ist die Frage, ob man so eine Entwicklung unterstützen will. Außerdem geht Privatisierung zu Lasten der Sicherheit, das sieht man in England, wo es regelmäßig zu Unfällen kommt.
Die aber oft daran lagen, dass das Schienennetz zwischenzeitlich nicht im Staatsbesitz war.
Es gibt keine Garantie dafür, dass der Staat das Schienennetz ausreichend warten lässt. Gutachten zeigen, dass der Zustand der Strecke schlecht ist. Wenn es nicht gerade um ICE-Strecken geht, interessiert sich die Bahn eher weniger dafür. Sie investiert lieber im Ausland und in den Luftverkehr…
Letzter Versuch: Profitieren nicht die Kunden von der Konkurrenz der Unternehmen?
Nein, denn pro Strecke gibt es ja immer nur einen Anbieter, der die Ausschreibung für ein paar Jahre gewonnen hat. Und in England ist es zu der Situation gekommen, dass eine Firma ein sehr günstiges Angebot gemacht hat, das sie dann nicht einhalten konnte. Interview: Eiken Bruhn
17 Uhr, Bahnhofsvorplatz