piwik no script img

Archiv-Artikel

heute in bremen „Irreführender Eindruck“

Die Impfung gegen Humane Papillom-Viren ist stark umstritten. Pro Familia informiert

taz: Gibt es viel Fehlinformation über die Impfung gegen die Humanen Papillomviren (HPV)?

Jessika Buch, Gynäkologin bei Pro Familia Bremen: Viele Eltern jugendlicher Mädchen sind sehr verunsichert. GynäkologInnen und ÄrztInnen preisen die HPV-Impfung an, KritikerInnen werfen ein, dass der Nutzen begrenzt ist. Die Werbung für die Impfung erweckt den irreführenden Eindruck, man könne durch sie das Risiko an Krebs zu erkranken generell vermindern. Das muss relativiert werden. Bis zu 70 Prozent der Frauen sind irgendwann mal mit HP-Viren infiziert, häufig heilt die Infektion aber ab, ohne dass es zu Zellveränderungen am Gebärmutterhals kommt. Selbst die verschwinden zum Teil wieder. Auch durch die sehr gute Krebsvorsorge in Deutschland ist das Risiko, an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken, gering. Dieses Risiko können die Eltern nur schwer einschätzen.

Wie gehen die Mädchen mit diesen Informationen um?

In den Schulklassen sind bereits viele geimpft. Mädchen haben oft das Gefühl, sie gehören nicht dazu, wenn sie nicht auch geimpft sind. Es geraten aber auch immer wieder Mütter, die bei Impfungen eher zurückhaltend sind, in Panik, wenn um sie herum plötzlich alle Eltern ihre Töchter zur HPV-Impfung schicken.

Also eine zweischneidige Sache?

Ja, das Schlimmste ist meiner Meinung nach, dass die Mädchen nach der Impfung das Gefühl haben, ich bin ja geschützt, und nicht mehr zur Krebsvorsorge kommen. Die Impfung schützt nur vor zwei der Hochrisikoviren, man kann sich trotzdem noch anstecken. Da muss immer wieder auf die Nutzung von Kondomen hingewiesen werden. Die schützen neben den bekannten sexuell übertragbaren Krankheiten auch vor HPV. Alle Menschen und gerade Jugendliche müssen lernen zu sagen, „hör mal, wir benutzen aber ein Kondom oder es läuft nichts“.

Interview Teresa Havlicek

„Die Impfung gegen HPV – Verhinderung von Gebärmutterhalskrebs?“, Pro Familia, Hollerallee 24, 20 Uhr