heute in bremen : „Ein Stück weit wachrütteln“
Veränderte menschliche Bedürfnisse im Angesicht digitaler Medienwelten werden diskutiert
taz: Herr Homburg, haben die Menschen nicht immer noch die gleichen Bedürfnisse wie damals, als es Handys und Internet nicht gab?
Hanke Homburg, Designer: Die Grundbedürfnisse wie Kommunikation, Wissen, Liebe und Zuneigung bleiben sicher gleich. Aber die Art und Weise, wie wir diese Bedürfnisse befriedigen wird durch die digitalen Medien sehr stark verändert. Und es entsteht vielfach das Gefühl, dabei sein zu müssen, etwa bei Online-Communities.
So ganz neu ist diese Erkenntnis aber nicht.
Wir wollen ein Stück weit wachrütteln. Viele Menschen machen sich gar nicht bewusst, wie sehr die digitalen Medien Einfluss auf unseren Alltag nehmen und was die Menschen da von sich preisgeben. Wir sind sehr offen bestimmte Dinge anzunehmen, ohne sie genau zu reflektieren.
Woran macht sich für Sie dieser bewusstere Umgang fest?
Ich plädiere immer dafür, dass man sich selbst beobachtet, um einen maßvollen Umgang zu finden. Ich habe zum Beispiel mein Mail-Programm so eingestellt, dass es nur alle dreieinhalb Stunden nach neuen Nachrichten sucht. Das gleiche gilt auch für das Mobiltelefon. Zwar ist es gut, wenn man jederzeit von überall einen Notruf absetzen kann, andererseits wird man auch kontrollierbar.
Viele der angesprochenen Veränderungen betreffen die Alltagskultur. Wie ändert sich die Gesellschaft an sich?
Der Umgang miteinander verändert sich sehr stark, gerade über große Entfernungen hinweg. Die Kommunikation ist wesentlich schneller. Aber zugleich verändert sich damit auch die Sprache sehr stark. Fragen: Jan Zier
11 Uhr, Haus der Wissenschaft