heute in bremen : „Das Stück existiert noch nicht“
Mithilfe von Zuschauerfotos erfindet das Improtheater die Geschichte einer Clique
taz: Frau Erichsen, können Sie mir ein Foto schicken?
Nicole Erichsen, Improtheater Bremen: Klar. Eins von mir oder eins vom Stück?
Gibt’s das denn? Ich dachte Sie improvisieren?
Das stimmt schon: Inhaltlich existiert das Stück noch gar nicht. Es gibt nur die Spielidee, die Geschichte von der Clique, die es noch nicht gibt, zu entwickeln. Das kennt ja jeder – erst ist man jung und idealistisch, und sagt: „Ich wähl niemals FDP“ oder: „Ich möchte nie so werden wie der Vater“, und dann kommt’s am Ende doch ganz anders, man streitet oder verliebt sich…
Und die Zuschauer bringen Fotos mit?
Ja, auf CD oder USB-Stick. Die liest ein Ensemblemitglied in den Computer ein. Im Stück werden sie dann gezeigt – und die Spieler reagieren darauf.
Die Reihenfolge, wann welches Foto erscheint wird aber vorher festgelegt, oder?
Nein, wir kennen die Bilder ja nicht. Die Reihenfolge ist rein zufällig. Das sind abstrakte, fast nichts sagende Fotos von Gegenständen oder Landschaften.
Ach so?
Ja, eben, weil die so wenig bestimmtes vorgeben, kann man sich von denen gut inspirieren lassen: Etwa, aber das ist jetzt ein ganz plattes Beispiel, eine dampfende Espressokanne. Das würde dann die Person charakterisieren, die in der folgenden Szene zentral ist. Jemand, der ständig unter Druck steht, oder so. Für die Zuschauer ist das natürlich auch immer toll, wenn sie sehen, welche Geschichte sich aus ihrem Urlaubsfoto oder dem Weihnachtsbaumbild ergibt.
FRAGEN: BES
Die Clique, Improtheater im City-Filmtheater, 20 Uhr