heute in bremen : „Wir sind nicht selbst schuld“
Im Gleichstellungsausschuss meldet sich der Verband der allein Erziehenden zu Wort
taz: Frau Tronnier, Sie berichten über Schwierigkeiten allein Erziehender bei der Arbeitsplatzsuche – was sind diese?
Jennifer Tronnier, Vorsitzende des Verbands alleinerziehender Mütter und Väter in Bremen: Das Hauptproblem ist die fehlende Kinderbetreuung, die Kita-Zeiten passen einfach nicht zu den Arbeitszeiten, die Menschen heute haben.
Das Schicksal teilen Sie mit vielen anderen.
Aber wenn zwei Elternteile da sind, dann gibt es doch wesentlich mehr Möglichkeiten. Ich erlebe es oft in der Beratung, dass Frauen ihren Job verlieren oder gar nicht erst antreten können, weil sie niemand für die Kinder haben. Der Kindergarten schließt um fünf und sie steht bis acht an der Kasse. Oder sie muss um sechs in der Gastronomie anfangen, da hat auch noch niemand auf. Oder sie können Fortbildungsmaßnahmen aus denselben Gründen nicht wahrnehmen. Hinzu kommt, dass sie sich auch keine private Betreuung leisten können, weil viele nur geringfügig beschäftigt sind oder wie die meisten Frauen einfach weniger verdienen als Männer.
Werden allein Erziehende darüber hinaus diskriminiert? Als Gescheiterte?
Oh ja, solche Sprüche kenne ich auch. „Selbst schuld, wenn du den Mann nicht halten kannst.“
Aber in gewissen Maße sind viele Frauen selbst schuld, wenn sie sich zu sehr darauf verlassen, dass die Ehe ewig halten wird, oder?
Klar ist es wichtig, ein eigenes Einkommen zu haben und einen Beruf zu lernen, aber viele rutschen da ohne eigenes Verschulden rein. Wir hatten eine Anwältin, die hatte sich laufend weiter qualifiziert. Nur half ihr das nach der Kinderpause nicht weiter, die fand keinen Job mehr. So geht es ganz vielen. INTERVIEW: EIB
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