heute in bremen : Krise der Erwachsenen
Der Publizist und taz-Autor Reinhard Kahl berichtet über seine Beobachtungen in den Bremer Schul-Sommercamps
taz: Sie sprechen über Hannah Ahrendt und die Krise der Erziehung – ein weiter Bogen…
Reinhard Kahl: Hannah Ahrendt hat in Bremen – ausgerechnet! – 1958 einen Vortrag mit diesem Titel gehalten. Als hätte sie eine bestimmte Bremer Schulverwahrlosung vorhergesehen. Die Autorität in der Erziehung ist verloren gegangen, weil die Erwachsen sie aufgegeben haben, sie sich für die Welt nicht mehr verantwortlich erklärten. Die Erwachsenen sind gegenüber den Kindern für diese Welt verantwortlich – auch gerade da, wo sie mit ihr nicht einverstanden sind. Das ist der Punkt. Ein Lehrer macht sich zur Karikatur, wenn er sagt: Das Leben ist hart genug, alles andere steht im Lehrplan, ich kann auch nichts dafür. Ich habe den Mitschnitt dieses Vortrages im Keller des WDR gefunden und werde Teile vorspielen.
Soll ein Lehrer sagen: Ja, das ist unsere Welt, wir müssen die westlichen Werte in Bagdad verteidigen?
Nein, keineswegs. Er muss „Ich“ sagen und nicht wie ein Funktionär ohne „Ich“ funktionieren.
Das heißt: Die Krise der Erziehung ist die Charakterlosigkeit der Lehrer.
Der Erwachsenen.
Sie zeigen auch Filme?
Ich habe die Bremer Sommercamps beobachtet und gefilmt. Nach der Auswertung der Pisa-Experten haben die Kinder in diesen drei Wochen so viel Sprachkompetenz gelerntwie in anderthalb Schuljahren.
Jahren?!
Ja. Und warum? Die Bilder zeigen eine unneurotisierte Lernsituation auch mit der Dimension von „Wir“. Der Film zeigt, wie Erziehung sein kann. Fragen: kawe
Vortrag um 19 Uhr im Haus der Wissenschaft in der Sandstraße