heute in bremen : „Rückkehr ist eine Illusion“
Im Bremer Rathaus diskutieren Experten über „Muslime in der Demokratie“
taz: „Muslime in der Demokratie“ – das klingt so, also ob es sich um eine Art Fremdkörper handeln würde.
Hayrettin Aydin, Muslimische Akademie in Deutschland: Nein, so ist der Titel keineswegs gemeint. Auf der Konferenz soll es vor allem um eine Momentaufnahme der Integration und der Partizipation von Muslimen am politischen Prozess in Deutschland gehen. Wir möchten Muslime ermutigen, sich stärker zu engagieren.
Tun sie dies zu wenig?
Bis in der 80er Jahre haben viele Muslime geplant, nach einer Zeit hier in ihre frühere Heimat zurückzukehren. Irgendwann wurde vielen klar, dass die Rückkehr eine Illusion ist. Der Entschluss, sich hier auch politisch einzubringen, braucht jedoch Zeit. Der öffentliche und mediale Umgang mit dem Islam erschwert dies zusätzlich. Dadurch zweifeln viele Menschen an der Friedfertigkeit der Muslime. Dies hemmt politische Partizipation.
Was sagen Sie denn Menschen, die die Friedfertigkeit „der Muslime“ anzweifeln?
Ich würde die religiöse Immanenz von Gewalttaten abstreiten. Was da als islamische Gewalt dargestellt wird, hat mit der Religion nichts zu tun. Und ich würde ihnen sagen, dass Differenz miteinander klarkommt. Dazu bedarf es des Dialogs – und das ist unsere Aufgabe.
Fühlen Sie sich als Moslem willkommen in Deutschland?
Ja. Allerdings weiß ich, dass ich mir Gehör verschaffen muss und Aufklärungsarbeit notwendig ist.
Interview: Christian Jakob