piwik no script img

Archiv-Artikel

heute in bremen Von der Hinrichtung zur Meisterfeier

Im Wagenfeld-Haus stellt Dierk Rohdenburg seinen Bremen-Krimi „Gesches Tochter“ vor

Von BES

taz: Herr Rohdenburg, die 15-fache Giftmörderin Gesche Gottfried ist Bremens großer Kriminalfall. Muss die ran, um Ihr Buch attraktiv zu machen?

Dierk Rohdenburg (Autor): Dass das auch für die Vermarktung gut ist, hatte ich so nicht bedacht. Ich habe hier an der Uni Kulturwissenschaft studiert. Da haben wir uns mit der Gesche befasst. Ich fand die Person interessant – und habe mich gefragt: Was würde passieren, wenn eine solche Figur heute noch einmal auftreten würde.

Ihr Buch heißt „Gesches Tochter“. Aber die waren doch die Opfer drei und vier…?

Der Titel meint eine Seelenverwandtschaft. Der Krimi spielt ja im Jahr 2004. Er fängt allerdings mit der Hinrichtungs-Szene an: Da standen 30.000 Zuschauer auf dem Domshof. So, wie als Werder Meister geworden ist. Den Vergleich benutze ich auch im Text.

Und das reicht als historische Parallele?

Natürlich nicht. Die Täterin in meinem Buch sieht Gesche als Frau mit einer unvollendeten Mission. Und sie hält sich selbst dafür berufen, sie zu erfüllen.

Welche Mission?

Sie versteht sie als eine Frau, die für die Freiheit der Frauen gekämpft hat.

Allerdings hat Gesche im engsten Familienkreis getötet und Ihre Täterin streut öffentlich Gift, in Restaurants…

Ja und nein: Sie mordet schon im engsten Bekanntenkreis. Aber sie will eben auch ein Zeichen setzen. Und die Stadt dafür bestrafen, wie sie mit Gesche Gottfried umgegangen ist. FRAGEN: BES

Dierk Rohdenburg: Gesches Tochter, Schardt-Verlag, 240 S., 12,80 Euro Buchvorstellung: Heute, 19.30 Uhr, Wagenfeld-Haus