heute in bremen : „Niemand kennt die Leute“
EU-Politiker diskutieren Europa
taz: Frau Trüpel, inwiefern ist „Europa längst Teil des Alltags“, wie es in der Einladung heißt?
Helga Trüpel, Bremer Europaabgeordnete, Die Grünen: Für Autofahrer sind das beispielsweise Abgasnormen. Die Vorgabe, wie viele Schadstoffe ihr Auto ausstoßen darf, kommt aus Brüssel. Oder der Zoo in Bremerhaven, die Bibliothek in Gröpelingen: Die wurden zu einem Teil aus europäischen Strukturfonds finanziert. Genauso Projekte für Arbeitslose, Sprachkurse für Migranten…
Warum kommt es bei vielen Menschen nicht an, dass Europa etwas mit ihnen zu tun hat?
Ich glaube, diese Annahme wird stark durch die Medien transportiert und verdoppelt sich dadurch.
Die Medien sind schuld?
Nein, es gibt das Problem, dass das Parlament und die Organe der EU nicht im eigenen Land sitzen und dass auch die agierenden Politiker nicht vertraut sind.
Wie könnte man das ändern?
Es müsste eine viel höhere Durchlässigkeit zwischen der nationalen und der EU-Ebene geben. Gerade in Deutschland ist es ja so, dass es nur eine Richtung gibt: aus Deutschland nach Brüssel, aber nicht umgekehrt. Das ist in anderen Ländern anders: Da wird ein junger Abgeordneter Verkehrsminister in den Niederlanden. Oder denken Sie an den ehemaligen Präsidenten der Europäischen Kommission, Romano Prodi, der jetzt Ministerpräsident Italiens ist. Und es ist natürlich ein großes Problem, dass die Staats-und Regierungschefs gerne Schwächere zu Kommissionspräsidenten machen.
Interview: Eiken Bruhn
„Mitreden über Europa“: 19 Uhr in der Oberen Rathaushalle