heute in bremen : „Die Qualität einer Zeitung“
Das Institut für Presseforschung besteht seit 50 Jahren – und feiert sich mit einem Kongress
taz: Institut für Presseforschung, heißt das, Sie lesen sich täglich einmal durch die deutsche Presselandschaft?
Holger Böning, Sprecher des Instituts für Deutsche Presseforschung: Als Privatmensch, der informiert sein möchte, lese ich natürlich Zeitungen. Aber im Institut beschäftigen wir uns mit der Geschichte der Zeitung, die vor 400 Jahren begonnen hat.
Wo?
In Straßburg erschien 1605 die erste Zeitung in deutscher Sprache.
Kann man die mit heutigen Zeitungen vergleichen?
Auf den ersten Blick nicht. Sie war kleinformatig, wie ein Buch etwa, es gab keine Sportberichterstattung und kein Feuilleton. Aber sie ermöglichte, dass eine breite Masse darüber informiert war, was Regierung oder Militär taten.
Aber wurde denn wirklich über alles informiert?
Im 17. und 18. Jahrhundert wurde zensiert, das ist richtig. Aber dabei ging es vor allem darum, Nachrichten zu verhindern, an denen auswärtige Mächte Anstoß nehmen könnten. Wenn da stand, das feindliche Heer sei wie ein Hase geflohen, kam das nicht gut an.
Wer waren die ersten Redakteure?
Das waren anfangs Nachrichtenhändler. Die kauften von hohen Regierungsbeamten oder Offizieren Informationen und verbreiteten sie.
Können Sie aus der Beschäftigung mit der Presse-Geschichte Rückschlüsse ziehen auf die heutige Zeitungslandschaft?
Ja, wir können etwas sagen über das, was die Qualität einer Zeitung ausmacht, nämlich dem Leser ein Höchstmaß an zuverlässig recherchierten Informationen zu bieten. Dazu bedarf es gut ausgebildeter Journalisten. Wenn man sieht, dass ganze Redaktionen durch Billigjournalisten ersetzt werden, muss man davon ausgehen, dass die Verlage sich diese Qualität nicht mehr leisten wollen. Interview: eib
Tagung zum 50-jährigen Bestehen des Instituts, heute bis 24. November, Presse Club, Schnoor. Eröffnung: 19 Uhr