heute in bremen : „Schlechtes Beispiel“
Die Diakonie muss sich Kritik an mitunter unchristlichen Arbeitsbedingungen anhören
taz: Hält die Diakonie mit ihren Arbeitsbedingungen der christlichen Soziallehre noch stand?
Annette Klausing, Verdi-Gewerkschaftssekretärin: Einige Einrichtungen halten dem nicht mehr ganz stand.
Welche?
Unter anderem die Einrichtungen in Lilienthal oder die Stiftung Friedehorst.
Wie sind die Bedingungen dort?
Dort wurden Leiharbeitsfirmen gegründet, welche Beschäftigte einstellen und an die „Mutter“ verleihen. Die Tarife liegen im Schnitt 20 bis 30 Prozent unter dem, was andere für die gleiche Arbeit bekommen.
Wie sieht es anderswo bei der Diakonie aus?
Unterschiedlich. Es gibt Einrichtungen, die sind tariftreu, da ist das Klima einigermaßen gut. Gespannt ist es dort, wo LeiharbeitnehmerInnen eingestellt oder dafür sogar eigene Firmen gegründet werden.
Ist das also ein speziell bremisches Problem?
Es gibt zwar die Sparvorgaben des Senats. Allerdings ist die Entwicklung mit der Tarifflucht schon älter. Ich vermute einfach, dass Friedehorst da mit schlechtem Beispiel vorangeht.
Ist die Diakonie da nicht einfach nur ein Spiegel der allgemeinen Verhältnisse?
Vermutlich. Aber natürlich erwartet man von der Diakonie etwas anderes als von jenen Firmen, die einfach nur Gewinn machen wollen.
Aber dort, wo gutes Geld verdient wird, ist man auch in der Lage, seine MitarbeiterInnen angemessen zu bezahlen.
Ja. Aber wer mit der Diakonie wirbt, dem Faktor Menschlichkeit, dem unterstellt man nicht zu unrecht gerechtere Arbeitsbedingungen. Fragen: Jan Zier
„Wie viel Kirche muss in der Diakonie sein?“, 17 Uhr, Kapitel Acht, Domsheide