heute in Bremen : „Auch private Verantwortung“
Ein Berliner Experte erläutert kommunale Strategien gegen Kinderarmut
taz: Herr Brocke, was bedeutet Kinderarmut in Deutschland?
Hartmut Brocke, Direktor des Sozialpädagogischen Instituts Berlin (SPI): Kinderarmut ist die Folge von Einkommensarmut. Etwa zehn Prozent der Bevölkerung hat öffentliche Unterstützung nötig und zum Teil auch Spenden, wie Essen aus der Suppenküche. Daraus folgt dementsprechende Kinderarmut.
Was kann man dagegen tun?
Wir müssen den sozialen Zusammenhalt verbessern. Niemand darf mehr durch unser soziales Netz fallen. Außerdem sollte mehr Bürgerdemokratie und Beteiligung eingeführt werden. Bremen ist diesbezüglich kein Niemandsland, es gibt hier bereits sehr viele vernetzte Initiativen. Wichtig ist, dass die Kommunalpolitik deren Arbeit noch mehr wertschätzt und diese Bürgerbündnisse unterstützt.
Bürgerdemokratie?
Bürger als Kunde der Firma Stadt – das ist überholt. Er wird zum Koproduzenten von öffentlichen Leistungen. Was in öffentlicher und was in privater Verantwortung liegt, wird neu justiert.
Was kann die Schule tun?
Sie muss Chancengleichheit umsetzen, jedes Kind individuell mit Bildungsplänen fördern. Die Schule der Zukunft ist ein soziales Bildungsforum: Wie die Stadtteilschule von heute, nur noch erweitert.
Ist das alles finanzierbar?
Das ist nicht teuer. Aber die Fortführung der bisherigen sozialen Sicherungssysteme verschlingt eine Unmenge an Geld, ohne dass wir damit irgendein Problem nachhaltig lösen. Das finanziert nur den Status quo.
Interview: keva
Vortrag heute um 20 Uhr im Haus der Bürgerschaft, Plenarsaal