herzensort: Beinahe ein zeitloses Bild
Der Lokführer schiebt seine Mütze zurecht. Zwei blonde Kinder schicken neben ihm Küsse aus dem Fenster. Ein Horn ertönt, die Lokomotive setzt sich schnaufend in Bewegung. Eine Dampfwolke steigt über dem Gleis in die Höhe und lässt die Besucher*innen verschwinden. Würden sie die Abfahrt nicht mit ihren Handys aufnehmen, es wäre ein zeitloses Bild.
Es ist Tag der offenen Tür im Eisenbahnmuseum Leipzig, und die Menschen stehen Schlange für eine Lokomotivfahrt. „Sind wir jetzt dran?“, fragt ein Kind ununterbrochen. Den Zügen folgt eine Draisine, abwechselnd dürfen die Erwachsenen sie fahren. In der Luft liegt der Geruch von Wurst und Pommes. Erbsensuppe aus der Gulaschkanone gibt es auch.
Im alten Lokschuppen hingegen duftet es nach Ruß und Rauch. Hier wird alles angeboten, wovon Bahnfans träumen: Modellzüge, Zeitschriften, Verbotsschilder. An einem Tisch basteln Kinder, die Eltern unterhalten sich mit einem Bier in der Hand. Es ist kalt und dunkel hier, und die Händler*innen stehen mit den Händen in den Jackentaschen herum. Ganz so, als würden auch sie auf einen Zug warten.
Luciana Ferrando
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen