herzensort: Heulen im Dunkeln
Ich erinnere mich noch an den Moment, als ich zum ersten Mal vor Rührung weinen musste. Ich war sechs Jahre alt und völlig perplex, denn Tränen kannte ich bisher nur als Ergebnis akuter Wut, Angst oder Müdigkeit. Und plötzlich rannten sie mir über die Wangen an einem Sonntagnachmittag im Kino 1 der Kempener Lichtspiele, als Zeichentrick-Tarzan sich von Zeichentrick-Jane verabschiedete und Phil Collins „You’ll be in my heart“ auf lustigem Deutsch dazu sang. Dass ich heulen musste, war mir unglaublich peinlich, aber Dunkelheit und Geräuschkulisse beschützten mich.
Das Kino meiner Kindheit hat mich seitdem noch viele Male in einen emotionalen Ausnahmezustand versetzt. Vor Vorfreude bebend bei der Premiere von „Harry Potter und der Stein der Weisen“, meine Kindheit betrauernd, als ich im selben Saal zehn Jahre später den allerletzten Teil sah. Dazwischen: Ekstase über „Twilight“, unendliche Langeweile im „Fluch der Karibik“-Marathon und verschämte erste Dates in durchgesessenen Sesseln. Mein verheultes Gesicht nach dem Kino präsentiere ich heute mit Stolz. Gelernt habe ich das in den Kempener Lichtspielen. Leonie Gubela
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