herzensort: Die grüne Wucht im Fenster
Noch fällt der Blick aus dem Fenster auf die Häuserwand mit ihren Balkonen, auf denen vereinzelt Menschen zu werkeln beginnen, ihre Bewegungen eingerostet nach dem langen Winter. Noch stecken unten auf der Wiese Narzissen und Hyazinthen tuschelnd ihre Köpfe zusammen. Noch offenbart das Nest in der kahlen Baumkrone, wer dort brütet. Die Täubin ist schon wieder weg, stattdessen sammelt ein Krähenpaar nun fleißig Zweige.
Aber seit zwei Wochen sind sie endlich da: die ersten neongrünen Knospen an dem Ahorn, der der Sonne näher ist. Dieses Wochenende werden sie auch am Nachbarbaum anfangen zu sprießen, genau 14 Tage später, so war es schon im vergangenen Jahr und wahrscheinlich in all den Jahren davor.
Der Hinterhof hat seinen eigenen Rhythmus, eine eigene Melodie, die anders klingt als die der Straße vor dem Haus. Amselgezwitscher statt schnatternder Kinder, klickende Fahrradschlösser statt quietschender Autoreifen. Und bald wird gegenüber kein Haus mehr zu sehen sein, nur Baum und Baum, das ganze Fenster ausgefüllt mit grüner Wucht.
Franziska Seyboldt
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