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Archiv-Artikel

hanfparade Der Rausch muss weitergehen

350 zumeist alternde AktivistInnen zählte die Polizei auf der traditionellen Hanfparade an diesem Wochenende – ein Witz im Vergleich zu den Großparaden Ende der 90er, als noch mehrere zehntausend für die Freigabe von Cannabis demonstrierten. Und es stimmt: Gesellschaftlich hat sich viel getan. Keine Party ohne Joint, Hanfware findet man in den Szeneläden zuhauf, und Cannabispflanzen für den Balkon werden sogar auf Kirmesständen verkauft. Die Hanfparade – das mickrige Aufmucken eines antiquierten Protests?

KOMMENTAR VON FELIX LEE

Überhaupt nicht. Denn trotz der inzwischen zugesicherten Straffreiheit bei bis zu 10 Gramm bleibt der Cannabisbesitz illegal. 26 Leute wurden auf der Parade wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz festgenommen. Und immer wieder hetzen Politiker und MedienvertreterInnen vor allem aus der konservativen Ecke gegen den Joint und zitieren dubiose Studien, die einem weismachen wollen, Haschisch treibe die Jugend direkt in die Fixerstuben.

Alles Humbug. Der Joint ist und bleibt nicht schädlicher als das allabendliche Feierabendbier. Bei multipler Sklerose oder anderen schweren Leiden kann Cannabis die Schmerzen lindern. Und die hochwertige Pflanze hat sich längst auch als gesundes Nahrungsmittel bewährt.

Die geringe Zahl von 350 TeilnehmerInnen täuscht darüber hinweg, dass die gesellschaftliche Realität längst weiter ist als das herrschende Gesetz. Laut Umfragen sind zwei Drittel aller Bundesbürger gegen die Strafverfolgung von Cannabisnutzern. Dennoch gibt es keinen Grund, sich mit der Wasserpfeife in die eigenen vier Wände zurückzuziehen. Noch immer gilt in diesem Land ein Gesetz, das dem Individuum das legitime Recht auf Rausch nimmt. Hoffen wir auf der nächsten Parade wieder auf mehr aktive Kiffer.