hamburger szene : Menschliches Wissen
Seinen letzten Auftritt als Innenstaatsrat vor der Bürgerschaft hatte sich Stefan Schulz gewiss anders vorgestellt. „Wollen Sie ein Quiz mit mir machen?“, fragte er verunsichert und erntete ein vielstimmiges oppositionelles Ja. Den Namen des deutschen Mediziners hatte der GAL-Abgeordnete Christian Maaß von ihm wissen wollen, „der 1895 die medizinische Diagnostik revolutionierte“. Wilhelm Conrad Röntgen wäre die korrekte Antwort gewesen, aber der verdutzte Schulz versicherte vermutlich wahrheitsgemäß: „Der Senat hat sich mit dieser Frage noch nicht befasst.“
Sollte er aber, rieten mehrere neugierige Grüne, denn Fragen dieser Art würden in Hessen Einbürgerungswilligen gestellt, um zu prüfen, ob sie der deutschen Staatsbürgerschaft würdig seien. Ob Hamburg dem Vorbild folgen wolle, vermochte Schulz ebenso wenig zu sagen, wie er die Namen von fünf deutschen Mittelgebirgen oder der Pioniere des deutschen Automobilbaus zu nennen vermochte.
Bürgermeister Ole von Beust grinste derweil so amüsiert wie lange nicht mehr auf der Senatsbank vor sich hin, und selbst der sonst so staubtrockene Finanzsenator Wolfgang Peiner vermochte ein Lächeln nicht zu unterdrücken. Wie menschlich Politik doch bisweilen sein kann, und deshalb rangen schließlich auch die Migrantenfreunde von der GAL sich zu Erbarmen mit dem sich windenden Schulz durch.
Nachdem der Staatsrat ihre Frage nach mindestens drei deutschen Trägern des Nobelpreises für Literatur unter Gelächter auch der CDU-Fraktion mit dem Hinweis beschied, „als Mensch könnte ich diese Frage beantworten, aber ich stehe hier als Vertreter des Senats“, beendeten sie ihren Test in Staatsbürgerkunde. Stefan Schulz durfte sich ohne Benotung setzen. Sven-Michael Veit