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Archiv-Artikel

hamburger szene Vom Nutzen des Sports

Von GRÄ

„Sportspaß“ sei die Antwort auf alle Fragen, sagte die Kollegin. Günstig, viele Angebote und man könne kommen, wann immer man wolle. Ich kam an einem Mittwochabend und traf auf eine Frau mit etwas Bauch und Mikrofon, die englische Kommandos herumschrie. Die Frau war eine Vertretung, aber die Lautstärke schien nicht auf Unsicherheit hinzudeuten, sondern auf eine militärische Vergangenheit und selbst die Frauen um mich herum schienen überrascht über den Ton. Aber sie steppten und stretchten und taten wie gebrüllt, während man selbst mit wenig Anmut die Beine verwechselte. Es blieb bei einem Besuch.

Stattdessen gehe ich laufen, aber seit einiger Zeit vermute ich hinter jedem Busch einen Massenmörder – ein irrationaler Verdacht, aber hartnäckig. So laufe ich eher selten und verabrede mich stattdessen mit meiner Tante zur Gymnastik. Wir treffen uns auf dem Rasenstück im Hof und in der Regel stoßen wir auf einen Nachbarn, der sich neben die Hecke stellt und laut räuspert. Es ist ein gesprächsfreudiger Nachbar, dennoch ist nicht klar, ob er unseren Anblick erheiternd findet – es gibt da ein paar fernöstliche Elemente in unserem Tun – oder Ansprache sucht.

Manchmal sieht man auch einen Schatten hinter der Gardine im Erdgeschoss. Meine Tante beeindruckt das nicht, sie pflegt die Übungen auch auf Bahnhöfen in Süddeutschland zu machen und ich weiß, dass ich nicht nur gymnastisch viel von ihr zu lernen habe. GRÄ