hamburger szene : Der Lebensretter
Freibad Farmsen. Die Temperaturen sind, wie sie zurzeit eben sind und das Bad, ein Natursee, entsprechend überfüllt. Der Flachwasserbereich ist vor Körpern, Bällen und Luftmatratzen kaum noch zu erkennen, und sich an Land mehr als einen halben Quadratmeter Boden zu reservieren, grenzt an ein Wunder. Der erste Schritt ins Nass weckt Erinnerungen an Badewannengenüsse im Winter, und nur wenige unverdrossene Schwimmer ziehen mit gestresstem Gesicht noch ihre Bahnen durch die miefende Brühe.
Ganz klar: Ein Fall für die Bademeister. Das sollte ihr Tag sein, und so hat denn auch der „erfahrenste“ von ihnen das traditionelle Ruderbötchen wieder aus der Versenkung eines langen Schlummers im alten Holzschuppen geholt. Ganz zur Freude einiger Witzbolde, die sich über den Anblick des reifen Herren mit Goldkettchen und Seemannsmütze köstlich amüsieren können. Weniger zur Freude des ernst dreinblickenden Meisters, der hoch herrschaftlich in der Mitte des Sees thront und die Lage überschaut.
Sollte mich beim nassen Spaß urplötzlich ein Krampf oder Ähnliches überraschen, wäre er der Letzte, dem ich mein kleines Leben anvertrauen würde. Die braun gebrannte Kugel, die mein Lebensretter in spe auf seinem Schoß ablagert, zeugt eher von Sonnenbädern als von fleißigen Leibesübungen im Wasser. Andererseits – Fett schwimmt ja bekanntlich oben. MAH