hamburger szene : Aus christlicher Sicht
Der Altonaer CDU-Bundestagsabgeordnete Marcus Weinberg sieht aus wie ein freundlicher Mensch: ein bisschen untersetzt, mit einem joschkafischermäßig-verschmitzten Gesicht. Der meint das womöglich ernst, wenn er sagt, er sehe in der Zuwanderung erst mal eine Chance.
Weinberg steht im Kollegiensaal das Altonaer Rathauses und breitet die Arme aus, als wolle er gleich die ganze Parteibasis umarmen. „Eine Chance“, sagt er weich, und niemand im Saal widerspricht. Nicht die Mitglieder der türkischen Community, nicht die Flüchtlingsaktivisten. Aber eben auch nicht die CDU-Basis: kein Murren, kein Grummeln, nichts.
„Zukunftsaufgabe Integration“ ist der Abend überschrieben, an dem der Bleiberechtskompromiss erklärt werden soll. Um die neue, weiche Linie der CDU zu verteidigen, hat Weinberg sich Unterstützung geholt: Bürgermeister Ole von Beust ist gekommen, auch die Migrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer.
Doch es scheint fast so, als bedürfe es gar keiner Unterstützung. Wie man jetzt mit den Afghanen verfahren wolle, provoziert eine Flüchtlingssvertreterin den Staatsrat der Innenbehörde, Christoph Ahlhaus. Doch der nimmt das Wort „Abschiebung“ nicht in den Mund. Er sagt, jetzt könnten sich ja auch die Afghanen einbürgern lassen. Im Übrigen stehe Hamburgs CDU zum Asylrecht. Das sei wichtig, fügt Marcus Weinberg hinzu, gerade aus christlicher Sicht. Der Staatsrat nickt. DANIEL WIESE