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Archiv-Artikel

hamburger szene Das Gute schätzen lernen

Von GRÄ

Natürlich, Hamburg ist größer als Bremen und reicher als Berlin. Es hat mehr U-Bahnstationen und mehr Leute, die Wachsjacken tragen. Ich persönlich drängle mich nicht danach, Bürgerin dieser Stadt zu werden, aber ich musste, wollte ich eine Lohnsteuerkarte haben.

Das zuständige Bürgercenter sollte um 13 Uhr schließen. Es schloss um 12.59 Uhr. Neben mir fand sich ein im Hause beschäftigter Handwerker ein, der mit mir durchs Fenster auf die Mitarbeiter des Amts blickte. „Ich komme auf jeden Fall hinein“, sagte er. Er schien mich nicht einzuschließen und so ging ich wieder nach Hause.

Am nächsten Tag kam ich wieder und traf auf einen Informationsmenschen, der Hamburg eigentlich für nicht zuständig befand. Ein langhaariger Mann neben mir sagte: „Herzlich willkommen. Es ist eine herrliche Stadt.“ „Es regnet zu viel“, sagte ich. „Daran gewöhnt man sich“, sagte er. „Ich mochte Bremen lieber“, sagte ich. „Berlin auch.“ „Du wirst es schätzen lernen“, sagte der langhaarige Mann.

Der Sachbearbeiter sagte, er sei nicht zuständig. Ich sagte, dass ich mich nur anmeldete, um meine Lohnsteuerkarte zu bekommen. „Man muss sich immer anmelden“, sagte er voller Grimm. „Ich habe mich noch nie angemeldet“, sagte ich. Und log. „Das kann Sie 5.000 Euro kosten“, sagte der Sachbearbeiter. Es klang, als würde er sich persönlich dafür einsetzen. Ich zahlte 35 Euro Strafe für meine verspätete Anmeldung. Ich möchte mich nicht daran gewöhnen. GRÄ