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Archiv-Artikel

hamburger szene Nass putzen

Wenn es ums Treppenputzen geht, dann versteht die Mieterin zwei Etagen über mir keinen Spaß. Da bringt die ansonsten freundliche alte Dame es sogar fertig, samstagmorgens um unwirtliche 9.30 Uhr Sturm zu klingeln und der hilflos-unbebrillten Schlaftrunkenen, die mühsam zur Türe gewankt kommt, ein „Das wird Ihnen von der Miete abgezogen“ entgegenzuschleudern. Was bei Lichte betrachtet ja nicht einmal logisch ist. Abzüge von der Miete? Aber gern doch!

Abgesehen davon, dass auch ihre vorgebliche Beschwerde bei der Vermieterin gelogen ist: Schwamm drüber! Doch ganz so leicht ist das mit dem Vergessen nicht. Neulich lag da so ein kopierter Zettel im Briefkasten. Der Hausmeister hatte ihn eingeworfen. „Auf Wunsch“, hieß es da, werde eine Umfrage bezüglich einer professionellen, kostenpflichtigen Treppenhausreinigung durchgeführt. Auf wessen Wünsch erübrigt sich, deshalb hat er es auch gar nicht erst erwähnt.

Wie ich gestimmt habe? Natürlich mit Nein! Viel zu schade um die Kröten! Außerdem hat man in solchen Fällen standhaft zu bleiben. Das ist einfach eine Frage der Ehre.

Doch der Jüngling unter mir ist eingeknickt. Der hat glatt mit Ja gestimmt. Das hätte ich nicht von ihm gedacht. Warum, hat er mir dann später erklärt: Er sei einfach müde, hat er beteuert. Und kürzlich – er hatte gerade die Treppe gewischt – habe die alte Dame schon wieder bei ihm geklingelt. Er putze zu nass, habe sie da gesagt. ANNA MÜLLER