hamburger szene : Der Lama und das Sofa
Hamburger Wohnungen sind komisch. Besonders die aus den 20er Jahren. Die haben zwar schön durchfensterte Türen, üppigst geweißelt bis zum völlig untauglichen Schloss. Aber sie haben auch eine äußerst begrenzte Türbreite, die der Zugereiste bisweilen schwer begreift.
Aber ich wollte optimistisch sein. Daher sorgte ich mich beim Abendbrot um nichts. Frisch gestärkt, würde ich es schon schaffen, mein Sofa ins andere Zimmer zu bugsieren. Wenn ich will, wird es gehen; an meiner Kraft wird’s nicht scheitern, schließlich gibt’s die Hebelwirkung.
Tat es auch nicht: Das Sofa ließ sich – wenn auch unter Entwicklung merkwürdiger Schnapp-Effekte – irgendwie zusammenklappen. Schade allerdings war, dass das Resultat um ein Winziges breiter war als die hierfür vorgesehene Türöffnung. Ganz zu schweigen vom 90-Grad-Winkel, der hernach im Flur zu überwinden wäre.
Doch das schreckte mich nicht: Irgendeine Lösung musste es geben, und außerdem war der Dalai Lama in der Stadt. Das musste doch positive Energien geben! Ich wuchtete und schob. Es wurde elf, es wurde zwölf. Und das Sofa klemmte noch nicht mal im Türspalt, sondern kauerte immer noch hämisch davor!
Ob ich aufgegeben habe? Nun, so kann man es nicht sagen. Aber gottseidank rief jemand an, der mich für Stunden ins Gespräch verwickelte. Inzwischen hab ich das Sofa zurückgeschoben. Es steht jetzt zwei Zentimeter weiter rechts. Immerhin, ein kleiner Sieg. PETRA SCHELLEN