hamburg heute : „Nachbarn als Wahlverwandtschaft“
Bei einer Podiumsdiskussion in Altona geht es um Nachbarschaftsnetzwerke
taz: Frau Heise, was genau erwartet die Besucher der Veranstaltung „Hallo Nachbar!“?
Gabriele Heise: Wir wollen darüber informieren, welche Möglichkeiten es gibt, auch in der Großstadt im direkten Wohnumfeld Gemeinschaftsnetzwerke zu bilden. Hierzu berichten Vertreter verschiedener Initiativen von ihren Erfahrungen in Straßen, Stadtteilen und Wohnprojekten. Auch eine Sprecherin des bundesweiten „Netzwerk Nachbarschaft“ wird von ihrem Projekt erzählen.
Warum sind nachbarschaftliche Beziehungen Ihrer Meinung nach so wichtig?
Wir leben in einer Gesellschaft, die immer mehr auseinander fällt. Auch die familiären Beziehungsnetze werden dabei immer brüchiger. Darum gilt es, im direkten Wohnumfeld neue Kontakte zu knüpfen. Aus bloßen Nachbarn können dabei in gewisser Weise Wahlverwandtschaften werden.
Viele Leute schätzen doch aber die Anonymität der Großstadt.
Natürlich. Deshalb möchten wir auch niemanden drängen, neue Kontakte zu knüpfen, sondern nur Optionen aufzeigen, andere Anwohner kennen zu lernen. Viele Leute, vor allem auch ältere Menschen, haben das Bedürfnis nach Kontakt und möchten nicht vereinsamen, scheuen sich aber auf fremde Menschen zuzugehen. Nachbarschaftliche Beziehungen können gerade hier helfen, dass sie sich nicht allein, sondern in einem vertrauten Umfeld zuhause fühlen. CRE
Kultwerk West, Große Bergstraße 162, 20 Uhr, Eintritt 3 Euro
GABRIELE HEISE, 57, Hörfunk-Journalistin