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Archiv-Artikel

hamburg heute Gewalt und Ehre

Im taz salon wird über die Konsequenzen für Hamburg nach dem Mord an Morsal diskutiert

Von MAP

Vier Wochen ist es her, dass Ahmad Obeidi im Morsal-Prozess wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Die Welle der medialen Aufmerksamkeit um so genannte Ehrenmorde ist seither wieder abgeebbt. Am Problem ändert das freilich nichts: Viele Töchter und Ehefrauen sind gewaltsamen Übergriffen ausgesetzt, sobald sie die Entscheidung treffen, selbstbestimmt zu leben. Was dann Ehrenmord genannt wird, ist nur der Kulminationspunkt dieser von vielen Frauen geteilten alltäglichen Erfahrung.

Wie aber lässt sich diese Gewalt erklären, wenn einem der nebulöse Begriff der „verletzten Ehre“ nicht auszureichen scheint? Ist die Vorstellung der verletzten Ehre womöglich ein Konstrukt, das dem Mann dazu dient, sich der Macht über die Frau nicht nur zu vergewissern, sondern sie auch zurückzuerobern? Die Gewalt im Namen der Ehre würde somit auf die gesellschaftliche Ohnmacht des Mannes hindeuten, der sich an der besser integrierten Frau, Ehepartnerin, Tochter oder Schwester kompensatorisch rächt.

Der Suche nach Erklärungsmodellen schließt sich die Frage an, wie Staat und Gesellschaft reagieren können. Beidem möchte der taz salon mit einer Podiumsdiskussion nachgehen. Geladen sind mit Halima Krausen eine streitbare Imamin, die eine Verbindung zwischen Islam und Ehrenmord als konstruiert zurückweist; mit Tonguç Baykurt der Autor des Romans „Ibos Ehre“, der die Geschichte eines türkischen Jungen aus Altona erzählt; mit Martina Felz eine Expertin vom Referat Opferschutz der Sozialbehörde und mit Saide Sesin Martinez eine Mitarbeiterin der Interkulturellen Beratungsstelle für Opfer von häuslicher Gewalt und Zwangsheirat. MAP

20 Uhr, Kulturhaus 73, Schulterblatt 73