hamburg heute : Zwischen den Stühlen
Junge Autoren diskutieren im Körber Forum über Vertreibung und Grenzgängertum
Wenn man bedenkt, dass fast keine Angehörigen der „Erlebnisgeneration“ mehr am Leben sind, wirkt es zunächst befremdlich: Warum sich noch interessieren für das Phänomen Vertreibung, das die Westdeutschen so lange für sich reklamierten, ohne des Leids etwa der polnischen Vertriebenen zu gedenken?
Doch vertrieben wird weiterhin – und es bringt immer große Heimatlosigkeit und Unbehaustheit mit sich. Manchmal auch eine ganz individuell fruchtbare Mischung verschiedener Sprachen und Kulturen.
Vermengungen, denen die Publizistin Helga Hirsch vor einigen Jahren in ihrem Band „Ich habe keine Schuhe nicht“ nachging und Schicksalen zwischen Oder und Weichsel nachspürte. Schillernde Identität, der Umgang mit Zuschreibungen von außen sowie die Frage, ob man die Folgen von Vertreibung immer sofort empfindet, haben zudem nicht nur Autoren wie Siegfried Lenz, Günter Grass, Arno Schmidt und Christa Wolf zum Thema gemacht, sondern auch die Jüngeren. Um deren Blick auf Vertreibung auszuloten finden sich heute neben Helga Hirsch die Autoren Christoph Buch, Reinhard Jirgl und Sherko Fatah, der Sohn eines Kurden aus dem Irak, zusammen. Fatah hat seinem Gespaltensein im Roman „Im Grenzland“ Ausdruck verliehen, für den er 2001 den Aspekte-Literaturpreis bekam. PS
heute, 19 Uhr, Körber Forum, Kehrwieder 12