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Archiv-Artikel

hamburg heute Marsianern lauschen

Akustischer Horror pur: Das Künstlerhaus Frise präsentiert Orson Welles’ „Krieg der Welten“

Von PS

Er behauptete nicht, er hätte die Wahrheit gepachtet, aber mit dem Horror spielen mochte er doch: Am 30. Oktober 1938, am Abend vor Halloween, strahlte der US-Radiosender CBS Orson Welles’ Hörspiel „Krieg der Welten“ aus. Umstritten ist bis heute, ob unter der Hörerschaft daraufhin eine Massenpanik ausbrach.

Dass sich Anrufer erkundigten, wie man der darin suggerierten Invasion der Erde durch Marsianer entkommen könne, ist jedoch verbürgt. Denn authentisch besorgt klang er allemal, der Reporter, der nicht – wie in H. G. Wells’ Romanvorlage – aus Großbritannien von der Zerstörung von Millionenstädten berichtete, sondern aus New Jersey, vor den Toren New Yorks.

„Copieren und Verfälschen“ heißt die Reihe des Künstlerhauses Frise, in deren Rahmen „Krieg der Welten“ nun präsentiert wird. „Wahrheitsbehauptungen“ hieß der erste Teil der Reihe; konsequent also, sie mit Welles’ Hörspiel abzuschließen, das so gekonnt zwischen Authentizität und Inszenierung balanciert. Und vielleicht hört man das Stück tatsächlich anders nach dem 11. September, dessen Bilder etliche zunächst auch für irreal hielten. Last not least bietet der Abend eine kleine, feine Anregung: die Freuden akustischen Horrors neu zu entdecken, ohne von Bildern behelligt zu werden, die Regisseure ersonnen haben – oder Terroristen. PS

heute, 20.30 Uhr, Künstlerhaus Frise, Arnoldstraße 26