grundkurs ökostrom in sieben punkten: warum „grüner“ Strom nicht gleich grüner strom ist :
1. Alternative Stromanbieter fördern mit ihren Einnahmen den Bau neuer Ökostromanlagen. Wer dagegen den Ökotarif eines der großen vier Energieunternehmen bezahlt, unterstützt Kohle- und Atomstrom.
2. Das wachsende Bewusstsein in Sachen Klimaveränderung hat das Umsteigen auf regenerative Energie befördert. Das Hamburger Ökostrom-Unternehmen Lichtblick rechnet zum Ende des Jahres mit 300.000 Kunden. Ende 2006 waren es erst 220.000 gewesen. „Die intensive Diskussion trägt zum verstärkten Kundenzuwachs bei“, sagt Unternehmenssprecher Gero Lücking.
3. Lichtblick ist von den derzeit vier Anbietern von Ökostrom der klare Marktführer. Weitere Anbieter sind die Elektrizitätswerke Schönau (EWS), Greenpeace Energy und Naturstrom. Auch bei ihnen ist die Nachfrage 2007 gestiegen. Die vier erzeugen ihren Strom komplett aus Biomasse, Windkraft, Sonnenenergie und Wasserkraftanlagen oder in Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen. Wer Ökostrom von diesen Anbietern bezieht, erhöht die Möglichkeit einer Energiewende.
4. Nicht verwechseln sollte man Ökostromanbieter mit den Ökotarifen großer Energiekonzerne. Auch Vattenfall wirbt mit seinem Ökolabel „newpower“ in Hamburg und mit „Ökopur“ in Berlin um Kunden. Deren Geld landet in der Kasse eines Kohle- und Atomstrom-Konzerns. Umdenken dort? Unwahrscheinlich: Die Renditeaussichten von Kohle- und Atomstrom bleiben gut.
5. Der Markt für Ökostrom ist längst nicht ausgereizt. Über sieben Jahre nach der Liberalisierung von 1999 haben nach Expertenschätzungen immer noch nur 0,7 Prozent aller Verbraucher von ihrem Recht Gebrauch gemacht, die Umwelt zu schonen. 60 Prozent bekundeten ihr Interesse. Das Potenzial, sagt Lücking, sei „riesig“. Lichtblick plane mittelfristig mit 2 Millionen Kunden.
6. Dass sauberer Strom Mainstream wird, sieht man daran, dass ein Unternehmen wie Tchibo in diesem Frühjahr Lichtblick-Ökostrom in seinen Shops anbot – nachdem die Kaffeeröster selbst zu Lichtblick gewechselt waren. Ergebnis einer Tchibo-Woche: mehrere tausend neue Ökostromkunden.
7. Wechseln zu Ökostrom?
Weiter Infos gibt es unter www.atomausstieg-selber-machen.de
Strom ist eines der Themen im neuen taz-Journal „Logisch. Wie wir alle besser leben“. Weitere Themen: Klima, Reisen, Auto, Essen, Bauen, Geld. „Logisch“ hat 96 Seiten, kostet 7 Euro und erscheint am 9. Mai.