großflughafen : Unternehmer ohne Mumm
Natürlich, nicht alle Blütenträume von Anfang der Neunzigerjahre reiften für die Hauptstadt. Eine Weltstadt ist die Metropole an der Spree nicht geworden, geschrumpft ist sie vielmehr. Der Hauptstadtumzug war nicht das große Startsignal, der erhoffte Boom findet, wenn überhaupt, eher jenseits der Oder statt. Auch der Großflughafen, das wichtigste Infrastrukturprojekt der Region, musste abspecken. Immerhin, Berlin Brandenburg International kommt. Kommt er wirklich?
Kommentar von PHILIPP GESSLER
Man vermerkt es wohl: Die Investoren kriegen kalte Füße, je näher der endgültige Vertragsabschluss rückt. Die Forderung Hochtiefs, noch mal über den Preis zu reden, zeigt dies. Selbst die angekündigten 290 Millionen Euro sollen jetzt zu viel sein. Dabei ist schon dieser Kaufpreis angesichts von zwei zugleich geschenkten Flughäfen mitten in der Stadt und anderen Sicherheiten vergleichsweise gering. Wer sich noch erinnert, wie viel Geld etwa für die UMTS-Lizensen sprudelte, kann über diese Summe angesichts der Chancen des Vertrags nur lächeln – zumal für zwei Unternehmen, die nun ihr Geld zusammenlegen können, seit aus Konkurrenten um das Geschäft Partner geworden sind.
Das Zögern der Investoren – wegen angeblich für sie so gänzlich anderer Steuergesetze – stößt umso bitterer auf, als Unternehmerverbände seit langem die vermeintliche Vollkasko-Mentalität von Otto Normalverbraucher kritisieren. Dabei offenbart das Hochtief-Gejammer: Wenn es wirklich mal darum geht, unternehmerische Risiken einzugehen, ziehen sich die Spitzenmanager ebenso gern auf Nummer sicher zurück.