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Archiv-Artikel

gottschalk sagt Faires Bio-Gras vom Eifelfreak

CHRISTIAN GOTTSCHALK: Die Kolumne am Donnerstag

Der Teil von mir, der sich weder gähnend abwendet noch moralisch empört, empfindet ungelogen ein wenig Bewunderung für Leute wie Richard Blömer. Auch Ränke schmieden will gelernt sein. Ich bin ja von Haus aus Ost-Westfale, dort bedeutet das Wort „klüngeln“ soviel wie „herumtrödeln“, weil man für das kölsche „klüngeln“ kein Wort braucht, denn der Ost-Westfale ist eher zum Schränkeschieben als zum Ränkeschmieden geeignet. Also müsste ich von diesem Blömer doch etwas lernen können.

Was aber soll man im Privatleben mit einer billigen Strategie anfangen wie „immer nur zugeben, was der andere sowieso schon weiß“? Wen soll ich um mich scharen und warum? Gegen welchen missliebigen Konkurrenten könnte ich vorgehen? Woran „den Medien“ die Schuld geben? Wenn ich will, dass sich Leute um mich scharen, muss ich sagen „ich bin mit Bier holen dran“ und mit einem Kranz von der Theke zurückkommen. Apropos Drogen.

Ich finde, die Marihuana herstellenden Betriebe sollten ein Gütesiegel entwickeln, das sicherstellt, dass die jeweilige Bande nichts mit Zuhälterei zu tun hat und ihren Mitarbeitern keine Gewalt androht. Wer sein Bier nicht bei Shell kauft (nur im Notfall), weil die verbrecherische Regime unterstützen, will sein Gras ja auch nicht bei Leuten wie dem jetzt verhafteten „Prinz Paco“ kaufen, die eine Schreckensherrschaft führen. Für fair gehandeltes Bio-Gras von netten breiten Eifelfreaks gäbe es sicher viele Abnehmer. Da würde man auch einen höheren Preis bezahlen.

Apropos Preis. Es ist jetzt ein Preis geschaffen worden, den ich unbedingt haben will. Zum einen sind fünftausend Euro richtig viel Geld, zum anderen hat er einen schönen Namen. Und mit ein bisschen gutem Willen könnte man auch sagen, dass ich die Bereitschaft habe, „politischen oder gesellschaftlichen Widerständen zu begegnen“. Bitte schlagen sie mich für den „Hanns-Schaefer-Preis“ vor, den der Haus- und Grundbesitzerverein ab 2005 jährlich vergibt. Missliebige Konkurrenten werde ich aus dem Weg trödeln, und wenn das nicht klappt, gebe ich den Medien die Schuld.

Apropos Schuld. Zum Thema Blömer möchte ich das große Genie Hanns Schaefer zitieren: „Ein Kampfgruppenführer, der nicht für Köln oder für eine Idee kämpft, sondern nur für sich.“