gottschalk sagt: Mal sachte, Ratze

Christian Gottschalk lebt in Köln und sagt die Wahrheit – auch zum Weltjugendtag

Tut mir leid, Pilger. Da bin ich doch mit dem Fahrrad mitten in eure Wallfahrt reingeraten, weil ich mal wieder nicht verstanden habe, was da passiert. Ich dachte nur: „Mann, mann, mann, ganz schön voll hier“, „Na, hier wird ja wieder gepilgert, dass die Schwarte kracht!“ oder „Bin ich eigentlich blöd, mit dem Rad über die Domplatte zu fahren?“

Dabei war das, was ich da sah, wie Dittsche (Olli Dittrich) es ausdrücken würde, „eine reine Wallfahrt“! Weil wir nämlich reine Reliquien-Titanen sind, wir Kölner. Unter uns, ihr Pilger: Die Knochen im Dom, zu denen ihr gewallfahrtet seid, sind nicht in Echt von den heiligen drei Königen. Das ist Touristennepp. Und geklaut sind sie außerdem. Doch macht euch nichts draus, ihr seid nicht die ersten Pilger, die darauf reinfallen. Das geht hier in Köln schon seit dem Jahre 1158 so.

Die große Frage der Reporter gestern, als der Papst das Flugzeug verließ, war: Wird er den Boden küssen oder nicht? Was mich zu einem Gedicht inspirierte: Wird der neue Pontifex den Boden küssen wie der Ex? Nein, er sagte: Ach nee, weeßte, bin kein Mann der großen Geste. Ich find‘ das völlig übertrieben, läuft nicht, tut mir leid, ihr Lieben. Ich will mir nicht die Knie verrenken und hab‘ hygienische Bedenken. Ich sprach schon immer zu dem Polen: Da kannst Du Dir doch sonst was holen. Mensch, Johannes, lass‘ es sein, Du fängst Dir noch was Fieses ein. Du machst Dich zum Gespött der Presse, mit fetter Herpes in der Fresse. Ob Russland oder die Antillen: Ein Flughafen ist voll Bazillen. Woyti, unter uns, mal ehrlich, den Boden küssen ist gefährlich. Doch der alte Papst der lachte: Ratze, Alter, nun mal sachte. Ich mach' das Ganze nicht zum Spaß und auch nicht für die Kameras. Nach jeder Landung freu‘ ich mich, denn das Fliegen liegt mir nicht, ich hab' dabei tierisch Schiss, was aber ein Geheimnis is‘: Wenn der Papst den Boden küsst, denkt er: Hab ich Dich vermisst. Und wenn es dich beruhigt, mein Junge, wir machen‘s immer ohne Zunge.