gottschalk sagt: Eine Haut verzeiht nie
CHRISTIAN GOTTSCHALK: Die Kolumne am Donnerstag
Mal unter uns: Würden Sie Peer Steinbrück in Freizeitkleidung auf der Hohe Straße erkennen? Ich nicht. Gut, muss man jetzt auch nicht mehr, unser Landesvater heißt ja nun Jürgen Rüttgers, und der kann in Sachen Charisma auf jeden Fall mit Steinbrück mithalten. Das kann der Filialleiter meines Edeka-Supermarkts allerdings auch. Ob ich den ohne seinen weißen Kittel erkennen würde? Wohl eher nicht.
Bärbel Höhn dagegen würde ich vermutlich grüßen, und dann erst fiele mir ein, dass ich sie nur aus dem Fernsehen kenne. Sowas passiert einem in Köln ja öfter. Manchmal grüße ich auch Leute und merke dann, dass ich sie überhaupt nicht kenne, aber die meisten grüßen zurück. Ich grüße auch immer zurück, wenn mich jemand grüßt, auch wenn ich mich nicht erinnern kann, woher ich denjenigen kenne. Das ist manchmal etwas peinlich.
Wie manche Leute wissen, moderiere ich ja auch Karaoke-Veranstaltungen, und da bin ich am Schluss in der Regel betrunken und lerne dann Leute kennen, vergesse sie aber auch wieder.
Das unterscheidet mich von der Haut. Die Haut, so war jetzt zum Thema Sonnenschein immer wieder zu hören, vergisst nämlich nie. Jeder kleine Sonnenbrand wird sofort an die körpereigene Abteilung „Eiterpickel, nässende Ausschläge und Krebserkrankungen“ gemeldet und dort archiviert. Das Payback-Prinzip: Hat man genug Sonnenbrände zusammen, bekommt man einen Hautkrebs. Django und die Haut verzeihen nicht.
Aber wenn jetzt die CDU/FDP den NRW-Umweltminister stellt, wird alles besser: Gab es unter Kohl eine Feinstaubdiskussion? Nein! Erhöhte Ozonwerte? Nie! Es gab auch kein schlechtes Wetter, sondern nur falsche Kleidung. Hach, was für Klamotten! So waren halt die Achtziger.
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