göttliche sendung : Missbrauch der Intendanz
Das neue Funkhaus von Radio Bremen soll, das hat Intendant Heinz Glässgen so entschieden, von zwei christlichen Geistlichen per Gottesdienst eröffnet werden. Aber auf wie leisen Füßen es auch daher kommen mag – es ist ein Skandal. Und Glässgens ARD-Kollegen täten gut daran, ihrem Amtsbruder ohne nennenswerte Reichweite gründlich den Kopf zu waschen.
KOMMENTAR VON BENNO SCHIRRMEISTER
Nicht zufällig nämlich haben die bislang auf sakrale Einweihungen ihrer Senderzentralen durch geistliche Würdenträger verzichtet. Das liegt nicht daran, dass sie allesamt Heiden wären oder, dass christliche Kirchen andernorts als weniger relevante gesellschaftliche Kräfte eingestuft würden. Überall bietet ihnen der öffentlich-rechtliche Rundfunk eine Plattform – wie er auch Parteien vor Wahlen für ihre Werbespots Zeit lassen muss.
Sich mit ihnen gemein zu machen, sie durch symbolische Weihung zu Verbündeten des Senders zu erklären: Das verbietet sich. Denn das heißt, die weltanschauliche Unabhängigkeit aufzugeben. Die allein aber rechtfertigt die Erhebung allgemeiner Gebühren. Oder würde Radio Bremen künftig per Kirchensteuer finanziert? Heinz Glässgen darf glauben, was er will. Das ist seine Privatangelegenheit. Allerdings: Privatinteressen und dienstliche Aufgaben zu vermischen – das ist eine Formel für Amtsmissbrauch.
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