glaubensfragen : Münte Rüttgers
Wie Franz Münteferings Antikapitalismus ist auch Jürgen Rüttgers Menschenbild weniger vom Glauben geprägt als von seinen Wahlchancen. Mit seiner pseudoverlegenen Überlegenheitsrhetorik zu Christ und Katholizismus versucht er das, was ihm und seinen Vorgängern in langen 39 Jahren jedes Mal misslang: Die Ablösung der SPD durch eine neue Mehrheit in NRW.
KOMMENTAR VONCHRISTOPH SCHURIAN
Rüttgers weiß genau: Die Macht im Landtag wird er nur erringen, wenn er die ländlichen, katholischen, reaktionären Parteigänger versöhnt mit den bürgerlichen Wechselwählern – der neuen Mitte. Und so sind seine hin- und her wehenden Weihrauch-Nebelbänke über das Supremat eines christlichen, ja, überraschend einheitlichen evangelisch-katholischen Menschenbildes zu verstehen. Dass er sich bislang geschickt Festlegungen entwinden konnte, das könnte zum Meisterstück des postmodernen Kandidaten werden.