geld für forschung : Förderung ohne Fundament
Berlin soll führende Wissenschaftsregion werden. 300 Millionen Euro will der Senat mit Hilfe von Bundesmitteln bis 2011 zusätzlich zur Verfügung stellen. Wie schön. Damit sollen renommierte Professoren nach Berlin geholt werden. Wow. Zukunftsträchtige, also wirtschaftsnahe Forschungszweige sollen gefördert werden. Wenn’s hilft. Mehr Studienplätze soll es auch geben. Erfreulich. Aber eine Investition in Köpfe sieht anders aus.
KOMMENTAR VON ANNA LEHMANN
Die 10 Millionen, die der Masterplan für die Ausbildung der Nichtelite, der breiten Mehrheit also, vorsieht, sind ein Zehntel jenes Betrags, den Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) den Unis vor drei Jahren gestrichen hat. Damit fielen auch tausende Studienplätze weg. Mit dem Planungen des Senats wird also noch nicht einmal der Standard von vorgestern wiederhergestellt. Die miesen Bedingungen veranlassten die Studierenden schon damals zu einem Streiksemester.
Der Wissenschaftsstandort lebt ja nicht von zwei Harvard-Professoren, die für ein paar Jahre eingeflogen werden. Was Berlin braucht, sind gut qualifizierte Ingenieure, Geistes- und Naturwissenschaftler. Um diese auszubilden, braucht es keine namhaften Professoren, sondern engagierte Dozenten. Sie müssen die wenig prestigeträchtige Basisarbeit machen: Seminare betreuen, Vorlesungen halten, Kolloquien leiten.
300 Millionen Euro bis zum Jahre 2011 sind etwa ein Siebtel des Etats, den die kalifornische Eliteuniversität Stanford jährlich zur Verfügung hat. Statt zu versuchen, sich als ein Stanford dritter Klasse zu etablieren, sollte Berlin zunächst den Mittelbau der Universitäten und damit die Lehre stärken. Hier wird das Geld dringend gebraucht. Wenn dann auch noch ein Nobelpreis herausspringt, soll das kein Grund zum Meckern sein. Doch wer hohe Türme bauen will, braucht zuerst ein stabiles Fundament.