gaza-streifen : Fehler ohne Ende
Der Tod der sechs israelischen Soldaten in Gaza gibt Schaul Mofas Recht. Der Verteidigungsminister und General der Reserve bezeichnet die Ansiedlung von Israelis im besetzten Gaza-Streifen als einen „historischen Fehler“. Nur meint Mofas das nicht aus grundsätzlichen, sondern aus strategischen Gründen. Als Sicherung für die in Israel lebenden Israelis ist der Bau der Siedlungen zweifellos eine dumme Entscheidung gewesen. Nicht die Siedler sind es, die durch ihre Präsenz in Gaza das Leben in Israel sicherer machen, sondern, wenn überhaupt, die hermetischen Abriegelungen und kleinlichen Kontrollen an den Übergängen von den besetzten Gebieten nach Israel.
KOMMENTAR VON SUSANNE KNAUL
Auch gibt es keine historisch-religiösen Gründe dafür, dass Juden in Gaza leben müssten. Im Gegenteil: Im Alten Testament wird die Stadt nur an einer Stelle erwähnt, als Samson dorthin zog, sich von der Prostituierten Delila verführen und überlisten ließ und schließlich gemeinsam mit seinen Feinden in den Tod stürzte. Ein eher peinliches Kapitel jüdischer Geschichte, was dazu beitrug, dass sich das nationalreligiöse Lager Israels vor über zehn Jahren damit abfinden konnte, dass im Gaza-Jericho-Abkommen ein Rückzug aus dem besetzten Landstreifen vereinbart wurde. Im Grunde waren die Siedlungen bereits damals zur Räumung freigegeben.
Doch mit Blick auf die politischen Entwicklungen muss der „historische Fehler“ viel früher angesetzt werden. Denn der Gründung der Siedlungen ging die Tatsache voraus, dass das Land nach den Kriegen überhaupt besetzt blieb, ohne der Bevölkerung Staatsbürgerrechte zuzusprechen. Eine Annektierung des Landes, die immer noch gelegentlich vorgeschlagen wird, wäre allerdings aus demografischen Gründen problematisch, wenn Israel ein jüdischer und gleichzeitig demokratischer Staat bleiben soll. Das sieht zunehmend selbst die israelische Rechte ein.
Der personelle und finanzielle Aufwand für den Siedlerschutz ist enorm. Doch viel entscheidender ist, dass die größte Unsicherheit gerade diejenigen betrifft, die so dringend im Gaza-Streifen leben wollen, und diejenigen, die zu ihrem Schutz rekrutiert werden. Elf tote Siedler und Soldaten innerhalb kaum einer Woche sollten Argument genug sein, um die Zweifler und die, die noch immer glauben, man könne an dieser Front einen militärischen Sieg davontragen, eines Besseren zu belehren.
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