gastkommentar: schulranzen : An ihren Ranzen sollt ihr sie erkennen!
Auf den ersten Blick erscheint es ja erfreulich, dass 1000 Kinder armer Leute zur Einschulung ihre Erstausstattung geschenkt bekommen sollen. Nach der Abschaffung von einmaligen Leistungen durch „Hartz IV“ können sich das sonst viele nicht mehr leisten. Den Ranzen gibt es jetzt als wohltätige Spende. Auch gut, besser als gar kein neues Schulzeug!
Und wo liegt dann das Problem? Gespendet wird ein ganz bestimmter Typ von Ranzen, Federmäppchen etc., einer für Mädchen und einer für Jungs. In der anderen Heimatzeitung genauestens beschrieben und für alle auch noch mal dick und in Farbe abgebildet. So wissen künftig alle: Wer so einen Ranzen trägt oder so eine Federmappe aus der Tasche zieht, hat kein Geld, ist bedürftig, gehört zu den Armen.
Dabei wissen wir, dass Eltern oft trotz klammer Mittel ihr Letztes zusammenkratzen, damit ihre Kinder in der Schule gerade nicht auffallen und nicht zu den Bedürftigen gezählt werden. Mit der Ranzen-Spende werden sie aber künftig über Jahre hinaus auf den ersten Blick schon für alle erkennbar stigmatisiert werden. Dort wo eh nur Arme leben, mag das auch kein Problem sein, anderswo aber umso mehr.
Dass die edlen Spender, inklusive der Bremer Sozialbehörde, das Problematische einer solchen Aktion nicht erkennen, ist schon bemerkenswert.
Volker Busch-Geertsema
Der Autor ist Sozialexperte in Bremen