fußballgewalt : Der DFB verliert die Nerven
Das Fußballspiel zwischen Fortuna Düsseldorf und Dynamo Dresden soll stattfinden. Das ist auch gut so. Es gibt keinen Grund, wegen 50 sächsischen Trainingsplatz-Hooligans ein Spiel in einem hochgesicherten NRW-Stadion abzusagen. Bei aller Kritik am modernen Fußball und seinen Arenen – die neuen unpersönlichen Sitzplatz-Stadien wie die LTU-Arena in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt sind wahrscheinlich sicherer als fast jeder andere öffentliche Ort. Tatsache ist, dass in deutschen Fußballstadien – vor allem gemessen an den Millionen Zuschauern, die jede Saison Spiele von der ersten bis zur dritten Liga anschauen – sehr selten etwas passiert. Das ist keinesfalls primär ein Verdienst der Polizeibehörden. Vielmehr gibt es bei den Anhängern gerade im Fußball-Westen einen breiten kulturellen Konsens gegen Gewalttäter und Rassisten.
KOMMENTAR VON MARTIN TEIGELER
Dass ausgerechnet DFB-Präsident Theo Zwanziger nun offenbar Verständnis äußert für einen denkbaren Spielboykott der Dresdner Profis in Düsseldorf, ist deshalb völlig unangebracht und daneben. Was soll ein Satz wie: „Da muss man nur mit dem Streichholz an die Lunte kommen, dann explodiert alles“? Mit der Panikmache aus der Frankfurter Verbandszentrale ist niemandem geholfen. Weder Fußballer noch Fans haben etwas von den alarmistischen Parolen Zwanzigers. Der DFB-Chef sollte nicht die Nerven verlieren, sondern daran arbeiten und dabei helfen, dass Vereine wie Dynamo Dresden eine bessere und professionelle Fanarbeit machen und mehr präventiv gegen Gewalt tun.
Die Ursachen von Gewalt kann natürlich nicht der DFB allein bekämpfen. Trotz aller Hysterie: Die Wahrheit über gesellschaftliche Probleme liegt nicht auf dem Platz, die Lösung ist nicht zwischen vier Eckfahnen zu finden. Dennoch kann der wichtigste Sport in diesem Land mithelfen, die laufende Debatte um Gewalt und seine Hintergründe zu versachlichen. Das ist allemal besser als präsidentielle Panik.