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Archiv-Artikel

fundgrube „Stadtumbau als Impuls für die Berliner Großiedlungen“

Von MIKAS

Wer glaubt, die Plattenbausiedlungen im ehemaligen Ostberlin seien nur von erstarrten Alten oder DDR-Romantikern bevölkert, irrt deutlich. Auf der November-Veranstaltung der Vortragsreihe „Stadtumbau als Impuls für die Berliner Großsiedlungen“ zeigten sich jedenfalls selbstbewusste BürgerInnen, die der provokanten These von Wolfgang Kil über das „Sich-selbst-Überlassen“ der Quartiere wie Marzahn und Hellersdorf entgegentraten. Mit der wagen Perspektive „Kreuzberg heißt jetzt Marzahn-Nord“ mochten sie sich nicht zufrieden geben.

Keine Frage, die Zeiten, in denen Professoren mit Arbeitern in der „Platte“ Tür an Tür wohnten, sind vorbei. Dass Altbauten der Vorzug gegeben wird, liegt zum einen an dem ausreichenden Angebot sanierter Wohnungen, zum anderen an ihrer überwiegend zentrumsnahen Lage.

Als Alternative zum Abriss der „Platte“ ist das Kil’sche „Laisser-faire“ unbedingt zu bejahen. Allein schon wegen den hier Wohnenden, die sich bewusst entschieden haben, in der angestammten Umgebung zu bleiben und damit die Umwertung des einst Begehrenswerten nicht nachzuvollziehen. In einem Punkt hinkt der Vergleich mit Kreuzberg freilich: Es gibt keinen Anreiz für Neuzuzüge, weil die Wohnungsbaugesellschaften aufgrund der verkorksten Belastung des Bestandes mit Altschulden nicht mit dem wuchern können, von dem sie reichlich haben, nämlich Raum.

Durch das Instrumentalisieren der Programme „Stadtumbau Ost“ und „Soziale Stadt“, die in den Großsiedlungen längst angelaufen sind, wäre allerdings beides zu erreichen: die langfristige Integration der Plattenbauten in den bestehenden Stadtkörper und eine angemessene Lösung gegenwärtiger Alltagsprobleme der Bewohner, wie etwa das ungebrochene Ausbluten des Lebens im Quartier.

Hier setzt die Vortragsreihe an, indem sie die fachbezogene und die allgemeine Öffentlichkeit miteinander verknüpft. Idealerweise mündet der losgetretene Diskurs in einem Bürgerforum, in dem die Bewohner auf eigenständige Weise den Avantgardeanspruch umsetzen, den die Siedlungen einst beanspruchten. MIKAS

18. 12. 2003: „Nutzungskonzepte im öffentlichen Raum“; 15. 1. 2004: „Schrumpfende Städte und Modernisierung der Stadtentwicklungsprozesse“; 12. 2. 2004: „Stadtumbau – Impuls für die Berliner Großsiedlungen?“ Jeweils 19 Uhr, Alice-Salomon-Fachhochschule, Alice-Salomon-Platz 5. Weitere Infos: www.Stadtumbau-Berliner-Grossiedlungen.de