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Archiv-Artikel

frisches flimmern Nichts für Feinschmecker

Die Sommerferien haben begonnen. In den Kinos wird Schonkost verabreicht. Drei neue Filme sind nur leicht gewürzt.

Zu mild

Nach Verbüßen einer Haftstrafe kehrt der einst hochgelobte Schauspieler Tom Greener (Tom Berenger) nach Hollywood zurück. Er besitzt noch zweihundert Dollar und keine Perspektive. Zufällig trifft er auf zwei ebenfalls ergraute Schauspielerkollegen. Kage Mulligan (Burt Reynolds) ist zum Trinker geworden, Oscar-Preisträger Floyd Benson (Rod Steiger) installiert Alarmanlagen. Eine nächtliche Sauftour führt sie zum berühmten Hollywoodzeichen in den Bergen. Dort entdecken sie eine Leiche. Floyd Benson erkennt den Toten wieder. Es ist der kleine Gangster Tino, der vor kurzem eine Unmenge Geld in einer dubiosen Villa anschleppte, in der er eine Alarmanlage einbaute. Das Verlierertrio plante einen verrückten Coup, um den Gangstern das Geld abzujagen. Dafür verkleiden sie sich als Polizisten. Das große Comeback der alternden Schauspieler kann beginnen. „Der Himmel von Hollywood“ ist der erste amerikanische Film des deutschen Erfolgsregisseurs Sönke Wortmann (“Das Wunder von Bern“). Die gleichnamige Romanvorlage stammt vom niederländischen Autor Leon de Winter (“Supertex“), der auch das Drehbuch schrieb und den Film mitproduzierte. „Ich hing an den Lippen der Stars, wenn sie vom alten Hollywood erzählten“, sagt Wortmann, dessen Film erst mit zwei Jahren Verspätung vereinzelt in den deutschen Kinos startet. Ein charmanter Film-im-Film mit tollen Darstellern und etwas Wortmann-Humor. Mehr nicht.

Zu dünn

Einst waren die erfolgreichen Coen-Brüder (“Ein (un)möglicher Härtefall“) ein Synonym für frisches, unabhängiges amerikanisches Kino. Doch sie scheinen sich vom Einfluss des Mainstream noch nicht erholt zu haben. Ihr neuer Film „Ladykillers“ ist eine nette Neuverfilmung der gleichnamigen Komödie aus dem Jahre 1955. Der seltsame Professor Goldthwait Higginson Dorr (Tom Hanks) mietet sich ein Zimmer im Haus der älteren farbigen Witwe Mrs. Munson (Irma P. Hall). Im anscheinend geeigneten Keller des Hauses trifft er sich mit seinen Kumpanen, um ungestört Kirchenmusik zu praktizieren. In Wirklichkeit wollen er und seine seltsamen „Experten“ einen Tunnel zum örtlichen Kasino graben, um den Tresorraum auszurauben. Der Plan gelingt. Doch die Hausherrin wird auf die Bande aufmerksam. Die geschwätzige alte Dame muß beseitigt werden. Erneut versammeln die Filmemacher-Brüder eine ganze Reihe kurioser Figuren in ihrem Film. Vom wortkargen vietnamesischen General (Tzi Ma), der Spezialist für Tunnelbauten ist, dem Gangsta-Rapper Gawain MacSam (Marlon Wayans), der als Reinigungskraft im Kasino arbeitet, bis hin zum durchfallgeplagten Dynamitexperten Garth Pancake (J.K. Simmons) und Lump (Ryan Hurst), der einfach nur stark und ein tumber Football-Grobmotoriker ist. Eine unterhaltsame Komödie, aber längst nicht so schön schräg, wie es von den Coen-Brüdern gewohnt ist.

Zu lau

Die kleine italienische Gemeinschaft im australischen Provinzdorf feiert ein Stück heimatliche Kultur. Die erste blitzblanke Espressomaschine wurde vom Priester gesegnet. Hier leben die beiden Brüder Gino (Adam Garcia) und Angelo (Giovanni Ribisi) als italienische Einwanderer bei Verwandten. Frauenschwarm Gino möchte sich mit seiner Blondine Connie vermählen, doch laut einer Tradition muß der ältere Bruder zuerst heiraten. Aber Angelo ist verklemmt und kontaktscheu und im Dorf herrscht Frauenmangel. Eine Ferntrauung mit einer Italienerin soll das Problem lösen. Doch alle Kontaktschreiben kommen zurück. Da entschließt sich Angelo, dem nächsten Schreiben das Bild seines gut aussehenden Bruders Gino beizufügen. Es funktioniert. Rosetta (Amelia Warner) verliebt sich sofort in das Anlitz des Unbekannten und macht sich auf den Weg nach Australien. An der Pier erwartet sie eine böse Überraschung. Regisseur Jan Sardi erzählt in seinem nostalgischen Debütfilm „Eine italienische Hochzeit“ von den Problemen heiratswilliger italienischer Männer im Australien der 50er Jahre. Die harmlose Komödie ist schön kitschig, entspannt vorhersehbar und leicht inszeniert.

STEFAN ORTMANN